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Wasser und Blut

Südstaaten Drama

iBoys Magazin ©BILDKRAFT
Poetisches Südstaaten-Jugenddrama um sexuellen Missbrauch und Rassismus und bittersüße Ballade auf den Nonkonformismus.
Als seine Mutter stirbt, muss der 15-jährige Sequan von New York City in den ländlichen Süden der USA umziehen, um mit der Familie seiner Tante zu leben. Ein sensibler Junge wie er, der flüssig Literatur zitiert, hat es nicht so leicht in einer kleinen Stadt in Alabama. Er trifft auf einen kuriosen Zirkel schräger Figuren. Im neuen Zuhause bedroht ihn sein gewalttätiger Cousin Michael.

Die Frauen der Familie verschließen vor allem die Augen. An seiner Schule ist es der lokale Basketballstar und Drogendealer Ahmed, der für Sequan zu einer Bedrohung werden könnte. Aber es gibt auch Schönes im neuen Leben: Sequan freundet sich mit Lori an, Ahmeds Freundin, dem „Bad Girl“ des Städtchens. Sie mag Sequan um seiner Unangepasstheit willen. Er öffnet sich ihr langsam, und sie erklärt ihm, wie das Leben hier so läuft, in dieser dunklen, verschlafenen Südstaatenstadt mit so vielen Geheimnissen unter der Oberfläche. Sequan kann sich sogar endlich verlieben:

Loris jüngeren Bruder Jake, der genau wie er James Baldwin liebt und auch sonst so einiges mit ihm gemein hat. Eines Tages geschieht ein Verbrechen: Aus dem Auto des Schuldirektors wird eine Waffe gestohlen, ein Schüler wird vermisst. Sheriff King, Sequans Onkel, gräbt sich tiefer und tiefer durch die Abgründe des Städtchens. Als er schließlich das tragische Mosaik entwirrt hat, erkennt er, dass Sequans Leben in Gefahr ist.

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Es sind schon einige schwere Geschütze, die John G. Young ("Winter der Entscheidung") in Stellung bringt: Vergewaltigung, Inzest, Rassismus - und das alles verwoben mit seinen Lieblingsthemen, schwule Schwarze und den Reiz des "Jungle Fever". So viel (sozialer) Sprengstoff detoniert in seinem dritten Spielfilm nicht so spekulativ wie in "Kids". Denn das Porträt einer Kleinstadt in den Südstaaten und verlorenen Jugend ist zwar ähnlich dokumentarisch angelegt, aber weit unaufgeregter, lakonischer und läuft nicht dem Zeitgeist hinterher.

Vielmehr kann man die Provinztragödie als Abrechnung mit dem kaputten Herzland der USA und ihrer heuchlerischen Einwohnerschaft betrachten. Denn in der programmatisch getauften, idyllisch gelegenen Südstaatengemeinde Jefferson hat sich die weiße Mittelschicht nach dem präsidialen Namensvorbild ihren Rassismus bewahrt. Hierhin verschlägt es den 15-jährigen Afroamerikaner Sequan (Derrick Middleton), der nach dem Tod seiner Mutter aus New York zu seiner Tante zieht.

Als literaturbegeisterter Einzelgänger ist der homosexuelle schmächtige Junge sofort Prügelknabe an der High School, wo bildungsferne Ignoranz regiert. Dann vergewaltigt ihn auch noch sein heimlich schwuler Vetter Michael, der der Ghetto-Gang des Schul-Basketballstars Ahmed angehört und seine Zukunft im Drogendealen sieht. Es ist das feige und desinteressierte Umfeld, das den fortgesetzten Missbrauch ermöglicht und auch das Opfer selbst erträgt den Alptraum lieber, als um Hilfe zu bitten. Die böte der engagierte Sheriff, der als Schwarzer aber empfindlich geschnitten wird. Allein Ahmeds Freundin Lori (stark: Elizabeth Dennis), die koksende Schul-Schlampe mit großem Herz, bewundert den unbeugsamen Nonkonformisten Sequan und freundet sich mit ihm an. Sie wollen der Hölle in eine bessere Welt entfliehen.

Ihre gemeinsamen Szenen machen aus einem mitfühlenden, desillusionierenden Jugenddrama, das die Verkommenheit, Achtlosigkeit und Selbstgerechtigkeit der Menschen anprangert, eine wehmütige, melancholische Ballade. Young geht es um ein lyrisches Stimmungsbild, auf psychologische Innenansichten verzichtet er.
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