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SKAM: Skandinavische Seriensensation kommt jetzt zu uns

Sex, Alkohol, Drogen, Partys und Liebeskummer

iBoys Magazin ©NRK
Eine Jugendserie aus Norwegen begeistert nicht un-überrascht das Publikum auf der ganzen Welt. Denn die Serie weiß genau, was junge Menschen interessiert und wie man sie erreicht. Das bisher beispiellose Format ist eine skandinavische Seriensensation, fast jeder fünfte Norweger schaltet ein. Nun soll die Serie in Deutschland einen Ableger bekommen.
Sex, Alkohol, Drogen, Depressionen, Glaubensfragen, Partys, Liebeskummer, Zukunftsängste – die norwegische Webserie „Skam“ zu Deutsch "Scham" oder "Schande" - behandelt eigentlich alles, was Jugendliche heutzutage bewegt. Aber mit einer entscheidenen Besonderheit: Die Webserie des norwegischen Rundfunks NRK veröffentlicht nicht nach Sendeplan.

Jede Woche werden auf der Serien-Webseite mehrere Szenen aus dem Alltag der Schüler der Hartvig-Nissen-Schule in Oslo veröffentlicht. Ohne Vorwarnung und zum Zeitpunkt des Geschehens. Findet also etwa Samstag nachts eine Hausparty statt, dann findet auch jene Szene aus „Skam“ ihren Weg ins Netz. Parallel stricken fiktive Chat-Protokolle der Protagonisten und die Instagram-Accounts der fiktonalen Charaktere die Story im Netz weiter. Eine Zusammenfassung der Geschehnisse, gebündelt zu einer klassischen Serienepisode, wird Freitags im linearen Fernsehen gezeigt.

Die Serie ist mit einem überschaubaren Budget von nur rund 1,1 Million Euro noch immer eine Low-Budget-Produktion. Mit wöchentlich knapp 1,2 Millionen Web- und einer Million TV-Zuschauern ist „Skam“ die erfolgreichste Webserie in der Geschichte Norwegens. Bei einer Bevölkerungsanzahl von 5 Millionen sieht also rund jeder fünfte Norweger das Format. Aktuell wird eine vierte Staffel produziert. Das Konzept dürfte Nachahmer finden. Für den amerikanischen Markt hat sich der Produzent Simon Fuller (American Idol)  bereits die Rechte gesichert.



Islam, LGBTQ und Gewalt bei Teenagern

Es gibt auch Kritikpunkte an der Serie: So wurde bereits die kaum vorhandene Präsenz von Schwarzen Jugendlichen sowie der fast absurde Mangel an Eltern-Figuren kritisiert. Andere Narrative hingegen beweisen ein besonderes Bewusstsein für soziale Entwicklungen und ein kritisches Realitätsabbildungen.

So steht in der dritten Staffel eine schwule Liebesgeschichte im Mittelpunkt und auch das Coming-Out wurde stark thematisiert Im Vergleich zu anderen Serien, wo LGBTQ-Charaktere oft nur Nebenfiguren mit quirligen Persönlichkeiten sind, ist das ein starker Schritt. Außerdem werden die Themen Feminismus, Islam und Mobbing behandelt, und somit die norwegische Jugend auf sensible Probleme sensibilisiert. In einer Zeit, in der Vorurteile gegen den Islam präsenter als je zuvor sind, sind muslimische Charaktere mit Identifikationspotenzial besonders wichtig.

Neben der virtuosen und aufregenden Verflechtung von Realität und Fiktion hat „Skam“ vor allem eine Stärke: Authentizität. Ein halbes Jahr ist Julie Andem – Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin in Personalunion – durch Norwegen gereist um junge Teenager zu treffen. Dabei habe sie eine wichtige Erkenntnis gewonnen: „Teenager spüren heute einen permanenten Druck von allen Seiten“, so Andem gegenüber der New York Times. „Den Druck, perfekt zu sein. Den Druck, immer abliefern zu müssen. Wir wollten eine Show machen, die ihnen den Druck nimmt.“



Junge Leute ernst nehmen

"Die meisten TV-Dramen unterschätzen junge Leute", so Hakon Moslet, Leiter der Jugend-Formate beim Sender NRK. "Zwischen 15 und 19 macht man einige dramatische Entwicklungen durch. Gleichzeitig passieren magische Dinge. Skam vereint all diese schrecklichen und wunderschönen Dinge in einem Universum, mit dem sich viele junge Menschen identifizieren können. Und das ganze ist anders als gewohnt umgesetzt."

Und so zeigt „Skam“ schlichtweg das wahre Leben. Mit all seinen Schwierigkeiten und schönen Seiten. Wahnsinn ist eben noch der schönste Sinn. Welcher sich, mehr oder weniger, auch im Cast widerspiegelt – böse Zungen würden sagen: „Skam“ ist Laientheater. Denn namhafte Schauspieler finden sich hier nicht. Andem hat bei einem Casting aus rund 1.200 Bewerbern die vielversprechendsten ausgesucht und erst anschließend die Figuren ihrer Serie entwickelt. Dass ihre Darsteller, die größtenteils zwischen 17 und 19 Jahren alt sind, teilweise noch zur Schule gehen, dürfte für Andem dabei mehr von Vor- als Nachteil sein. Auch wenn das heißt, auch mal zwei Episoden in drei Tagen abzudrehen. Geschadet hat es dem Format offenbar nicht.

In Deutschland bringen die beide Öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF die Serie zu uns! Bereits 2018 soll "Skam" auf dem Jugendangebot von ARD und ZDF "funk" gezeigt werden. Lassen wir uns also überraschen ob die deutsche Fassung genauso authentisch wird wie das Original.

Skam - Isak & Even | No Control

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©Florian Schillat
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