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Sascha

Schwuler Migrationsfilm

iBoys Magazin Film Cover©Salzgeber/IBOYS
Wer bin ich und was will ich? Diese Frage hat Sascha bisher nicht ernsthaft selbst beantwortet. Das Leben des schüchternen 19-Jährigen ist in vielfacher Hinsicht fremdbestimmt.

Geht es nach dem Vater, so soll er ein richtiger Mann werden. Prügeleien. Alkohol. Frauen. Das sind die Dinge, die ihm gefallen. Ginge es nach der Mutter, so wird er Pianist. Üben. Jeden Tag. Mehrmals. Das sind die Dinge, die ihr gefallen. Und geht es nach seiner Freundin Jiao, dann wäre Sascha längst mit ihr zusammen.



Aber das alles ist nicht so.

Sascha ist schwul. Er will lediglich etwas von seinem Klavierlehrer Gebhard, der nicht nur der einzige Schwule in seinem Umfeld ist, sondern noch dazu wie ein Model aussieht. Allerdings muss Gebhard die Stadt verlassen, sodass Sascha nicht viel Zeit bleibt, ihn für sich zu gewinnen. Er lauert ihm im Schwimmbad auf, geht zu seiner Abschiedsparty und muss nebenbei den Schein des heterosexuellen Sohnemannes, der in zwei Tagen seine Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule hat, bewahren.



Ein Film - viele Themen


Regisseur Dennis Todorović will in seinem Debütfilm Debütfilm „Sascha“ eine wichtige Geschichte erzählen. Ein Coming-out in der Einwanderer-Community ist oft ein großes Problem. Weder von Schwulen- und Lesbenverbänden noch von der Politik ist diese Problematik ausreichend berücksichtigt. Todorović tut Gutes, wenn er mit seinem Film auf diese Thematik aufmerksam macht.



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Allerdings will er zugleich noch sehr viel mehr erzählen: von einer Mutter mit verwirkter Vergangenheit und ohne Emanzipation, von einem Vater als Opfer seiner veralteten Männerrolle, von Konflikten in der Familienbande sowie vom „ich“-bezogene Leben des schwulen Klavierlehrers Gebhard. Todorović schafft es, die verschiedenen Geschichten gut miteinander zu verweben. Aufgrund der thematischen Fülle fehlen dem Film aber auch die Einblicke, die Coming-out-Klassiker wie „A beautiful thing“ oder „Sommersturm“ bieten. Das Innenleben von Sascha, seine Sorgen und Probleme, reißt Todorović nur an. Seine Gefühle bekommen nicht ausreichend Raum, sodass es nicht leicht fällt, sich in seine Situation hineinzuversetzen und mit ihm zu leiden.



Homophob aber herzlich


„Sascha“ ist stattdessen mehr ein Multikulti- als ein Coming-out-Film. Er „wurde zur persönlichen Liebeserklärung an meinen eigenen – Achtung Modewort – Migrationshintergrund“, schreibt Regisseur Dennis Todorović. Und in der Tat ist ihm ein durchaus sympathischer Blick auf die Familie Petrovic aus Montenegro gelungen. Mutter, Vater, Bruder und Onkel haben ihre Macken und Fehler. Ihre Ablehnung gegenüber Homosexualität ist keine Boshaftigkeit gegenüber dem Sohn, sondern ein Relikt einer anderen Zeit. Todorović verurteilt sie deshalb nicht, sondern gesteht ihnen eine gewisse Herzlichkeit zu.



Die kommt besonders bei der Mutter zum Ausdruck. Schauspielerin Zeljka Preksavec brilliert in der Rolle der strengen Hausfrau und Mama Stanka Petrovic, die selbst deutschen Ordnungs- und Präzesionssinn in den Schatten stellt, aber trotzdem nur das Beste für ihre Kinder will. Für einen lustigen Sidekick sorgt Switch-Darstellerin Petra Nadolny als Sekretärin. Weniger überzeugend ist hingegen das Debüt von Sascha-Darsteller Saša Kekez. Für einen 19-Jährigen ist er leider zu alt, sodass sein jugendliches Spiel mit seinem älteren Aussehen nicht zusammenpassen.

Trotzdem ist Dennis Todorović für sein Debüt ein guter Film gelungen. Ästhetisch kann sich die Produktion im Vergleich zu manch anderen schwulen Filmimporten aus dem Ausland allemal sehen lassen.

Trailer Sascha

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