Alexandre GuĂ©rin lebt mitsamt Frau und Kindern in Lyon. Mit den tragischen Ereignissen aus seiner Kindheit hat er soweit abgeschlossen - bis er eines Tages erfĂ€hrt, dass eben jener Priester, der ihn zu seiner Pfadfinderzeit missbraucht hat, Jahrzehnte spĂ€ter immer noch mit Kindern arbeitet und so billigend in Kauf genommen wird, dass er sich weiterhin an seinen SchĂŒtzlingen vergeht.
Der französische Regisseur Francois Ozon macht die Szene in seinem preisgekröntem Berlinale-Film zu einem beklemmenden Sinnbild fĂŒr mangelndes Problembewusstsein und schleppende innerkirchliche Aufarbeitung: Die Kirchenoberen hören zu, sehen das Problem, handeln aber nicht. Ozons Film basiert auf realen Ereignissen, auf erschĂŒtternden Fakten.
Alexandre (Melvil Poupaud) lebt in Lyon, ein erzkatholischer Teil Frankreichs. Mit seiner Frau und den fĂŒnf Kindern erfĂŒllt er das - noch immer sehr reale - Klischee einer GroĂfamilie der französischen Bourgeoisie. Der tief glĂ€ubige Alexandre erfĂ€hrt, dass dem Priester Preynat (Bernard Verley), der ihn als Kind missbraucht hat, noch immer Kindergruppen anvertraut werden.
In einem Briefwechsel mit Kardinal Barbarin (Francois Marthouret), den Ozon zu Beginn des Films aus dem Off vorlesen lĂ€sst, berichtet Alexandre ĂŒber die Verbrechen an ihm. "Warum kĂŒmmert sich dieser Mann immer noch um Kinder?", fragt er. Ozon schildert sehr eindringlich, wie Alexandre scheitert, der seine Kirche und ihre jungen Mitglieder vor einem SexualstraftĂ€ter bewahren will. Seine Versuche scheitern schlieĂlich auch im persönlichen GesprĂ€ch mit Barbarin. "Preynat wird immer Priester bleiben", sagt ihm ein Kirchenoberer.
Alexandre stöĂt auf La Parole Liberee (Die befreite Sprache), eine Selbsthilfeorganisation von Opfern, die von Geistlichen missbraucht wurden. Das gibt Ozon die Möglichkeit, sehr unterschiedliche Schicksale zu erzĂ€hlen: Neben dem streng glĂ€ubigen Alexandre, der seine Kirche durch die AufklĂ€rung schĂŒtzen möchte, treten der robuste Francois (Denis Menochet) als KĂ€mpfer gegen den Klerus und Emmanuel (Swann Arlaud), der am Missbrauch auch körperlich gebrochen ist.
Die tatsachengetreuen Ereignisse um den Missbrauchsskandal in Lyon hat François Ozon in einem fiktionalen Film verarbeitet. Atemlose Bilder, immer im Wettlauf mit den aktuellen Entwicklungen, verleihen GELOBT SEI GOTT eine emotionale Wucht, der man sich kaum entziehen kann. Stilsicher und mitreiĂend erzaÌhlt und ausgezeichnet mit dem GroĂen Preis der Jury auf der Berlinale 2019, ist GELOBT SEI GOTT nicht nur eine erschuÌtternde Bestandsaufnahme der VersaÌumnisse in der katholischen Kirche, sondern auch ein PlaÌdoyer fuÌr Mut und Zusammenhalt.
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