Der Neue

schwule Geschichte

Mann, wieso bleibt man morgens nicht einfach liegen, wenn man schon genau spürt, dass der Tag eine Katastrophe wird? Es fing schon damit an, dass ich auf meinem blöden Bettvorleger ausgerutscht und recht unsanft auf dem Hintern gelandet bin.
Beim Frühstücken habe ich mir den Mund an meinem Cappu verbrannt und mich beim Verschlucken von meinem Brötchen beinahe selber hingerichtet. Der Bus fuhr mir vor der Nase weg und als ich mich mit dem Rad auf den Weg zur Schule gemacht habe, fing es natürlich noch an zu regnen. Ganz großes Kino.

Als ich grade auf den Schulhof fuhr, klingelte es schon zur 1. Stunde. Wenigstens war ich noch pünktlich, Frau Hinsen, unsere Klassenlehrerin, hatte für Zuspätkommer kein Verständnis. Dass ich auf dem Kopf aussah wie ein Wischmop (eine Kapuze an der Jacke wäre ja zu schön gewesen) und die Tatsache, dass meine Klamotten durchnässt waren, war nur ein weiterer Punkt auf meiner „der Tag ist nicht meiner – Liste“.

Ich hetzte also Richtung Klassenzimmer und hoffte, Frau Hinsen wäre ausnahmsweise mal unpünktlich. Grade als ich um die Ecke bog, kam auch Fr Hinsen, zusammen mit einem Jungen, den ich nicht kannte, auf das Klassenzimmer zu. Nett wie ich nun mal bin (*räusper*), habe ich den beiden die Tür aufgehalten und mich dann schnell auf meinen Platz in der letzten Reihe verzogen. Mein Sitznachbar Ben guckte ein wenig verstört, ich wusste aber woran das lag. Ich sah heute einfach mal umwerfend aus. Wer bitte steht denn nicht auf nasse, in alle Richtungen stehende Haare und verschmodderte Hosen (den schlammigen Pfützen sei Dank!) – doch wohl jeder … tz.

Aber ehe er etwas sagen konnte, fing Frau Hinsen schon an zu reden.

„Liebe Klasse, ich bitte um Ruhe … ich sagte RUHE.“ Okay, reden war’s nicht, eher das Gebrüll eines hungrigen Tigers.

„So, bevor wir zu unserem derzeitigen Thema zurückkehren, habe ich noch einen neuen Klassenkammeraden für euch. Fabian Gölser. Er ist mit seiner Familie hierhergezogen und muss deswegen im laufenden Schuljahr den Schulwechsel vornehmen. Alles Weitere könnt ihr ihn später fragen. Fabian bitte setz dich … Ähm … der einzige freie Platz scheint bei Theo zu sein.“

Damit deutete sie auf mich …

Ach ja, ich habe mich noch nicht mal vorgestellt … wie unhöflich. Aber bei so einem Start in den Tag wollen wir mal nicht so kritisch sein, oder?

Also, ich bin Theo, eigentlich heiße ich Theodor – aber so nennt mich zum Glück kein Mensch, wofür ich sehr dankbar bin, 18 Jahre alt und besuche die 12. Klasse des örtlichen Gymnasiums.

Fabian kam mit gesenktem Kopf und ließ sich auf den freien Platz neben mir fallen. Ich konnte verstehen, dass er ein wenig unsicher war. Ganz neu in eine Klasse zu kommen und dann noch von Frau Hinsen vorgestellt zu werden - es gab Schöneres.

Der Unterricht verlief wie immer, Frau Hinsen redete und redete … Wirklich zuhören tat bei ihr nicht wirklich jemand. Wir waren uns alle einig, dass Gedichte von toten Leuten nicht das spannendste Thema war.

Als es zur Pause klingelte und ich mich grade an unseren neuen Mitschüler wenden wollte, kam mir Ben in die Quere.

„Hey Theo, heute schlechte Laune oder was?“

„Ich wüsste mal gerne, was du für eine Laune hättest, wenn dein Tag so begonnen hätte wie meiner …“

„Kommste heute Abend auch zu Bella? Wird bestimmt total geil …“

Man muss dazu sagen, Bella schmeißt jeden Monat mindestens eine Party. Ihre Eltern haben einen riesigen Partykeller und die nächsten Nachbarn wohnen so weit weg, dass man die Musik aufdrehen kann, bis einem die Ohren abfallen. Ihre Eltern sind da total locker. Solange die Noten halbwegs stimmen, kann Bella so ziemlich machen, was sie will … Finde ich so gesehen einen guten Kompromiss … Auf ihren Partys gibt es immer massig Alkohol und jede Menge halbnackte Mädels, die sich an alles ranschmeißen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist … Wer jetzt denkt, hallo? Sind nicht meistens die Jungs diejenigen, die immer auf Mädelsjagd sind? Bei uns ist das anders. Die meisten in unserer Klasse sind eher zurückhaltend und nicht an einer schnellen Nummer interessiert. In der Nachbarklasse sieht das dann schon wieder ganz anders aus …. Da Bellas beste Freundin aus der Klasse kommt, ist es wohl klar, dass die halbe Klasse gleich mit auf ihren Partys aufläuft …

„Muss ja, ne? Was anderes ist für mich eh nicht drin …“

Dazu darf ich erwähnen, dass ich seit zwei Monaten kein Taschengeld bekommen habe, WEIL ich wieder einmal Sport geschwänzt habe … zum 8. Mal dieses Schuljahr …

Aber wer kann denn bitte erwarten, dass ich mich nach dem Sport nackt (!) mit den anderen unter die Dusche stelle? HALLO? Dann bekomme ich höchstens eine Anklage wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses oder so …

Wieso? Na ist doch klar … ich bin schwul – und zwar sowas von. Wissen tu ich das schon, seitdem ich 12 bin … hatte mich einfach nie für Mädchen interessiert. Geoutet bin ich bis heute noch nicht … Ich habe einfach Angst, auch wenn meine Klasse und vor allem meine Freunde sich bisher nicht negativ über Schwule geäußert haben … aber bisher gab‘s auch keine Situation, in der man es hätte tun können … Ich weiß auch nicht, ich trau mich einfach nicht. Meinen Eltern habe ich auch nichts erzählt, ich denke sie hätten erst mal zu schlucken … und dann …. keine Ahnung. Aber so genau wollte ich das jetzt auch noch nicht wissen …

Mein Ziel ist es, mich zu outen, wenn ich meinen ersten Freund habe. Dann habe ich Unterstützung und zumindest einen, der mich versteht und zu mir hält. Ja richtig gehört … ich bin bisher noch nicht in den Genuss gekommen, dafür hatte ich aber schon zwei Freundinnen … ich musste mir halt schon was überlegen, wenn alle ständig fragen, wieso man keine Freundin hat … auf Gerüchte hatte ich keine Lust. Da kam mir Elli mit damals 15 Jahren ganz recht. Wir waren 1,5 Jahre zusammen. Recht ordentlich, oder? Mein Glück war, dass jeder wusste, Elli wird so streng erzogen, die würde nicht mal im Traum auf vorehelichen Sex kommen. Von daher eine recht entspannte Zeit. Mit Nina war das schon anders. Mit ihr war ich vier Monate zusammen. Sie wollte nach zwei Monaten mit mir schlafen, hatte extra ihre Eltern aus dem Haus geschafft, Sekt gekauft und das Zimmer romantisch hergerichtet … Aber leider, leider *ähem* hatte ich eine sehr schmerzhafte Blasenentzündung an jedem Abend. Wirklich ganz blöd gelaufen.

Dann kam meine Klassenfahrt (zu der sie nicht mit konnte, weil sie eben nicht in meiner Klasse war), dann kam ihre Klassenfahrt und dann hatte sie plötzlich einen neuen Freund …

Bis vor ein paar Monaten hatte ich keine Probleme damit, meine Klassenkammeraden nackt zu sehen, aber von einen auf den anderen Tag hat sich das geändert. Alleine bei dem Gedanken, gewisse Freunde nackt zu sehen, bekam ich einen Ständer. Auch wenn ich die Jungs sonst nicht sooo toll fand. Zumindest wollte ich nichts von ihnen. Nachdem ich mich einmal um Haaresbreite fast mit einem Ständer unter der Dusche sehen gelassen hätte, ziehe ich es vor, nicht mehr am Sport teilzunehmen, bzw. mein Duschzeug zu vergessen. Langsam fällt es auf und ich werde ständig gefragt, was los sei …

Ich bin nämlich sehr sportbegeistert, egal was, ich bin immer recht gut dabei und habe auch Spaß daran. Nur leider ist mir bis jetzt nichts eingefallen, wie ich sonst der schlimmen Dusche aus dem Wege gehen kann …

Bis zur großen Pause hatte Frau Hinsen nichts Spannendes mehr zu erzählen und somit ging auch die 2. Stunde nur laaaaaaaangsam zu Ende …

Beim Klingeln stürzten alle auf den Pausenhof, bloß keine Sekunde vergeuden.

Als wir in unserer Raucherecke standen, kam das Gespräch schnell auf unseren Neuen - Fabian. Den mussten wir dringend noch genauer unter die Lupe nehmen, hatten uns aber an sich schon dafür entschieden, ihn zu adoptieren. Er sah fast so aus, als würde er zu uns passen. Wir wollten mal schauen, ob wir recht behalten würden.

Ich schnippte meine Kippe weg und machte mich auf den Weg zum Klo. Als ich mir die Hände wusch, kam Fabian rein. Ich nickte ihm freundlich zu und nahm mir vor, draußen auf ihn zu warten. Ein bisschen Intimsphäre wollte ich ihm schon gönnen.

„Hi Fabian.“„

„Hi“, „ kam es ein wenig schüchtern zurück. Wenn ich mir nicht sicher war, dass er mich gemeint hätte, dann hätte ich gedacht, er stellt sich dem Schulhofboden vor. Er schaute angestrengt zu Boden … sehr angestrengt … dieser kaugummiverklebte Boden hatte natürlich auch eine gewisse Anziehungskraft … von der erotischen Ausstrahlung ganz zu schweigen …

„Ich bin Theo“, „ startete ich einen neuen Versuch, den Neuen ein wenig aus der Reserve zu locken, aber es schien ihn nicht sonderlich zu interessieren …

„Ja, bis gleich dann.“ war seine einzige Reaktion und wieder ohne aufzuschauen ging er einfach an mir vorbei …

Püh, also mal ehrlich, ich war freundlich zu ihm, wieso war der dann so … so abweisend …?

Jetzt war ich schon ein wenig beleidigt. Möglicherweise war er einfach nur ein bisschen schüchtern …?

Im Laufe des restlichen Schultages bissen sich so einige aus meiner Klasse die Zähne an unserem Neuling aus. Er war zwar stets freundlich, aber wahnsinnig abweisend. Mit keinem wollte er sprechen. Es schien fast so, als würde er den Posten als Einzelgänger der Klasse für sich beanspruchen.

Wir standen noch einige Minuten am Schultor und besprachen den Abend bei Bella, ich war nicht ganz bei der Sache, weil ich mich noch immer fragte, was genau Fabian für ein Problem hatte. Eigentlich müsste man sich freuen, wenn man in eine neue Schule kommt und gleich so herzlich von der Klasse aufgenommen wurde.

„Ah, da kommt ja Mister ich-hab-euch-nicht-nötig.“

Tino, die alte Socke, war klar, dass so ein Spruch wieder von ihm kam …

Ehe ich etwas sagen konnte, verschwand Fabian auch schon hinter der nächsten Ecke …

„Danke Tino, musste das jetzt sein?“- Ich schaute ihn wütend von der Seiten an.

„Vielleicht hatte er heute einfach mal einen schlechten Tag, wenn du ihm dann gleich so kommst, spricht der bestimmt nie mit uns … Er muss denken, wir wären die letzten Assis …“

„Wenn du meinst, Theolein.“

Ich hasste es, wenn er so mit den Augen rollte.

Schließlich trennten sich unsere Wege und ich überlegte, ob ich heute Abend überhaupt Lust hatte, zu Bella zu gehen. Meine Stimmung war irgendwie auf dem Nullpunkt. Lag das echt nur an Tinos Verhalten? Nee, bestimmt nicht, der ist ja nicht erst seit gestern wie er ist … Aber weswegen sonst? Musste an meinem super Start in den Tag liegen. Genau.

Als ich zu Hause ankam, stand meine Mutter bereits in der Tür. Ich überlegte hastig, ob ich wieder etwas verbrochen hatte … Nein, ich war mir keiner Schuld bewusst. Aber sie wartete nur an der Tür, wenn etwas los war … Mist.

„Hi Mum.“

„Theodor, ich habe heute beim Einkaufen eine alte Freundin wiedergetroffen …“

Aha.

„Sie sind grade erst hergezogen und ich habe angeboten, du würdest ein wenig beim Auspacken helfen … du weißt doch, mein Rücken …“

Och nö, wieso denn immer ich? Das war nicht fair. Ich musste mir schließlich den Kopf zerbrechen, ob ich heute Abend zu Bella gehen sollte oder nicht.

„Okay, ich sehe es ein, dass du wahrscheinlich was Besseres zu tun hast, aber ich mache dir ein Angebot …“

Na dann lass mal sehen …

„Ich gebe dir dein Taschengeld für diesen Monat, das ist doch fair, oder? „

Wow, geil. Dafür könnte ich mich dann doch noch dazu überreden lassen … immerhin waren meine letzten Euro gestern für Zigaretten draufgegangen und morgen musste ich mir wieder eine Schachtel kaufen … JA, ich weiß, Rauchen ist ungesund, aber hallo? Ich lebe nur einmal und das will ich wenigstens genießen …

Ich seufzte und schaute meiner Mutter in ihr „bitte-mein-lieber-Junge,-tu-es-für-deine-liebe-Mutter“ Gesicht und stimmte zu. Sie drückte mir gleich meine 50 Euro in die Hand und einen Zettel mit der Adresse. Auf meine Frage hin, wie es mit dem Mittagessen aussehen würde, drehte sie sich um und kam mit einem Beutel belegter Brote zurück.

Aha, toll. Das hieß also, ich durfte unterwegs essen und mich dann gleich an die Arbeit machen, wenn ich angekommen war? Tolle Wurst.

Sie beschrieb mir kurz den Weg und ich hatte schon so eine böse Vorahnung was die Wohngegend anging. Zwar war ich noch nie dort gewesen, aber jeder in der Stadt wusste, dass dies wirklich nicht die beste war.

Auf dem Weg zu der angegebenen Adresse fiel mir auf, dass die Häuser und die Straßen sich veränderten. Es sah irgendwie … na ja … asozial aus hier. Nicht, dass wir wer-weiß-wie nobel wohnen würden, nein, eher ganz normal und schlicht. Aber das hier? Meine Güte, da ließ meine Mutter mich echt alleine hinfahren? Der würde ich noch was erzählen.

Ich stellte mein Rad vor dem Haus ab und fragte mich, ob es wohl noch da sein würde, wenn ich hier fertig war. Ein Schloss besaß ich nämlich nicht …

Na toll, unter den mindestens 15 Namen soll ich jetzt raten, wie ihre Freundin hieß? Das hatte sie mir nicht gesagt, toll. Ich entschied mich einfach mal ganz unten zu klingeln. Statt dem Türsummer hörte ich nur eine Stimme aus der „ich–will-dich-nicht-sehen-Sprechanlage“.

„Hä?“

„Guten Tag, Theo Weber mein Name. Ähm, ich soll hier irgendwem beim Umzug helfen … wissen sie vielleicht …?“

„Ja, ganz oben.“ Klack … Ende.

Mit so viel Freundlichkeit hätte ich nie gerechnet … grummel. Also klingelte ich ganz oben und tatsächlich, der Türsummer ging auf. Okay, mal schauen, ob der nette Herr von grade recht hatte und ich oben richtig war.

„Scheiße, das gibt’s doch nicht … hat diese Scheißbaracke etwa nicht mal ´nen Fahrstuhl …?“

Stöhnend stieg ich die Stufen hoch. Nach gefühlten 30 Minuten erreichte ich das letzte Stockwerk.

„Und wenn ich hier falsch bin, dann geh ich wieder nach Hause … Gott verdammt noch mal.“

Ich drückte auf die Klingel und wartete, einen kurzen Moment später öffnete sich die Tür und eine Frau um die 40 stand vor mir. Sie sah total lustig aus, sie trug ein viel zu weites Hemd, dessen eigentliche Farbe man nicht mehr erahnen konnte, weil es schon durch und durch mit Farbe bekleckert war. Ihre Haare waren zerzaust und sie sah total müde aus … Sie tat mir leid …

„Hallo, du musst Theodor sein, oder? Ich bin Monika.“

Ihre Stimme klang müde, aber freundlich. Sie schien sich zu freuen, dass ich da war, also lächelte ich sie ebenso an.

„Ja, ähm meine Mutter schickt mich.“

„Komm rein Theodor, mein Sohn ist noch nicht wieder da, ich hoffe er kommt bald. Er weiß, dass wir heute noch viel zu tun haben … und dann muss er so trödeln …“

Sie führte mich in die Wohnung und gab mir meine erste Aufgabe, es hatte zwar nichts mit auspacken, sondern eher mit renovieren zu tun, aber nun gut. Ich schnappte mir die Rolle und malerte lustig die Wand an. Ich war so in meine Arbeit vertieft, dass ich nicht mitbekam, wie sich die Haustür öffnete.

Meine Aufmerksamkeit wurde erst geweckt, als ich hörte wie sich Monika mit jemandem zu streiten schien.

„Was will der hier? Ich hab echt keinen Bock auf die Scheiße.“

„Fabi, Schätzchen, ich habe nur eine alte Freundin getroffen und sie bot mir an, dass ihr Sohn uns helfen könnte. Vielleicht versteht ihr euch ja, er müsste in deinem Alter sein.“

„Mit dem? Vergiss es. Mama bitte, wir schaffen das auch alleine. Wir brauchen den dafür nicht.“

Oh, da hatte ja jemand eine super Laune.

Ich malerte einfach weiter und tat so, als würde ich nichts mitbekommen.

Moment ! Fabi? Neu hier? Ich hatte da so eine Ahnung …

„Fabian! Es reicht! Es wird Zeit, dass wir hier fertig werden. Jetzt geh rein, Theodor ist ihm Wohnzimmer. Hilf ihm, ich muss noch mal kurz weg. Wir brauchen noch Farbe für dein Zimmer.“

Mit diesen Worten fiel die Wohnungstür ins Schloss.

„Auch wenn meine Mutter das anders zu sehen scheint, wir brauchen deine Hilfe nicht. Also geh einfach, okay?“

Ich spürte genau, dass er zwar versuchte hart zu klingen, aber in seiner Stimme war ein wenig Traurigkeit. Da ich beschlossen hatte, ihm noch eine Chance zu geben, versuchte ich mit ihm zu reden.

„Fabian, ich habe wirklich keine Ahnung, was du gegen mich oder die anderen aus unserer Klasse hast. Haben wir dir etwas getan? Wir wollten dich eigentlich nur als Freund …“

„Pah! Freunde. Ich brauche niemanden, kapiert?! Verschwinde oder …“

„Oder du tust was?“

Jetzt wurde ich sauer.

„Hallo? Ich will dir nix Böses, ich wollte nur dein Freund sein. Pamp mich hier nicht so an, verdammt nochmal. Das habe ich nicht nötig. Ich mache meine Arbeit hier zu Ende und gehe erst dann, wenn deine Mutter mich wegschickt. Sonst krieg ich noch Stress mit meiner und darauf kann ich grade echt verzichten. Ist das angekommen?“

Ui, da hatte ich aber wohl den richtigen Ton getroffen. Fabian kniff die Lippen zusammen und ging ohne ein Wort in die Küche. Man hörte ihn leise fluchen.

Monika kam nach einer Stunde wieder und war total erstaunt. Das Wohnzimmer hatte ich zu Ende gestrichen und bereits damit begonnen, den Fußboden von Farbspritzern zu befreien. Ich war mit meiner Arbeit zufrieden und sie schien es genauso zu sehen. Sie strahlte mich an und knuddelte mich. Ja sie knuddelte mich, das war schon keine Umarmung mehr, das war hardcore knuddeln.

Fabian schien die Küche auch soweit fertig zu haben und sie fragte uns, ob wir gemeinsam sein Zimmer streichen wollten. Ich wollte schon zusagen, als Fabian wieder einen Tobsuchtsanfall bekam.

„NEIN! Das ist mein Zimmer, ich mache das alleine, hörst du. Der soll endlich verschwinden.“

In dem Moment wäre ich am liebsten im Erdboden versunken oder wäre schreiend davongelaufen. Nicht, weil Fabian meinte, hier wer weiß was für eine Show abziehen zu müssen, nein, eher wegen Monikas Reaktion darauf.

Sie schlug ihn. Er hielt sich die Wange und man sah, dass er mit den Tränen kämpfte. Dann drehte er sich um und rannte aus der Wohnung.

Ich stand da und wusste nicht, was ich tun sollte. Verdammt nochmal. Ich sah beschämt zu Boden und wünschte mir wieder, dass sich ein Loch auftun würde und ich darin verschwinden könnte … Aber leider geschah nichts dergleichen. War ja auch nicht mein Tag heute. Logo.

„Oh scheiße … was habe ich nur getan … Theodor, ich … das wollte ich nicht.“

Monika ließ sich auf den Boden fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Ein wenig verstehen konnte ich sie – auch wenn ich vom Schlagen nun wirklich gar nichts hielt. Gerade in der Erziehung sollte man dann doch lieber auf Worte zurückgreifen … Mann, -jetzt klinge ich erwachsen, oder? Haha.

Ich ging also zu Monika und legte ihr die Hand auf die Schulter. Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, blieb ich einige Minuten still.

Dann schien sie sich soweit wieder beruhigt zu haben und fragte, ob ich einen Kaffee mit ihr trinken wollte.

Nun saßen wir auf dem Boden und schlürften Kaffee, sie hatte sich in den letzten 20 Minuten mindestens 100-mal entschuldigt, dass ich das sehen musste. Sie hätte das nicht gewollt, aber der Stress der letzten Monate war ihr in dem Moment einfach zu viel geworden … Sie würde sich später bei Fabian entschuldigen und versprach, dass es nie wieder vorkommen würde. Ich nickte nur und lenkte das Thema in eine andere Richtung.

„Wollen wir noch eine Runde weiterstreichen oder soll ich lieber gehen?“

„Ich kann dich nicht bitten, zu bleiben, nach dem, was ich getan habe.“

„Ach quatsch, schon okay. Also wo geht’s weiter?“

Wir strichen zusammen den Flur und standen dann in Fabians Zimmer.

„Fabian hat hier irgendwo seine Aufzeichnungen … er hat ganz bestimmte Vorstellungen, wie sein Zimmer aussehen soll …“

Sie reichte mir einige Zettel und ich war erstaunt. Die Zeichnungen waren klasse, ich meine, es waren nur die Zimmerwände abgebildet, das Bett und der Schrank. Die Zeichnungen, die er für die Wände vorgesehen hatte, waren einfach nur sagenhaft.

Es sollten Manga-Figuren darstellen, ein Junge und ein Mädchen, und von ihnen gingen schwarze Blumenranken ab, die sich durch das ganze Zimmer strecken sollten.

Der Untergrund war grau, das schien Fabian bereits gestrichen zu haben. Es war aber kein stumpfes Grau. Es strahlte irgendwie Wärme aus. Kann Grau Wärme ausstrahlen? Hatte unsere Kunstlehrerin nicht gesagt, Grau wäre eine kalte Farbe?

Ich schnappte mir einen Bleistift und begann das Bild in meinen Händen an die Wand zu malen. Es war gar nicht so einfach, wie ich zuerst dachte, aber nach einer Stunde hatte ich das Pärchen und einen Teil der Ranken an der Wand.

Monika räumte in der Zwischenzeit in der Wohnung hin und her, alle paar Minuten kam sie zu mir und schaute mit bei der Arbeit zu. Ich war irgendwann so versunken, dass ich das schon gar nicht mehr mitbekam.

Eine weitere halbe Stunde später war ich bereits fertig mit den Ranken und schnappte mir einen Pinsel. Ganz vorsichtig zog ich die Konturen des Jungen nach. Als ich grade mit dem Mädchen beginnen wollte, stand Fabian nehmen mir. Vor lauter Schreck stolperte ich über den Farbeimer. Zum Glück war dieser noch so voll, dass er durch den kleinen Schubser keine Anstalten machte, umzukippen.

Fabian schaute gedankenverloren auf meine Arbeit, ich erwartete eine erneute Standpauke aber er blieb still.

Monika kam wieder zu uns und fragte mich, ob ich noch zum Essen bleiben würde. Erst jetzt fiel mein Blick auf meine Uhr. Schon fast halb 8.

„Shit … nein Monika, ähm … ich bin auf eine Party eingeladen. Aber ich muss ja noch mal nach Hause, so kann ich ja schlecht gehen.“

„Schade Theodor, aber wenn du schon etwas vorhast …“

„Wenn Sie mich noch brauchen, komme ich gerne morgen wieder.“

Sie atmete hörbar auf.

„Das wäre super, morgen kommen unsere Möbel und einen starken jungen Mann zum Schleppen und aufbauen könnten wir in der Tat gebrauchen …“

„Alles klar, wann soll ich da sein?“

„Wäre dir 10 Uhr recht?“

Ich stockte kurz. 10 Uhr? Das war ja noch mitten in der Nacht. Ich stand am Wochenende für gewöhnlich NIE vor 12 Uhr auf und wenn ich am Abend zuvor weg war, konnte es auch mal nach 14 Uhr werden … aber ich hatte meine Hilfe angeboten also musste ich wohl da durch. Selber schuld.

„Ähm ja, alles klar, werde da sein.“

Ich lief zur Tür und blieb einen Augenblick stehen … Hm sollte ich Fabian einladen? Immerhin gehörte er zur Klasse und wenn er nicht so auf lass-mich-in-ruhe gemacht hätte, wäre er sowieso eingeladen worden.

„Du Fabian, ähm … wenn du magst, komm doch auch. Ich meine, Ella hätte dich bestimmt eingeladen, wenn du … wenn sie nicht so im Stress gewesen wäre.“

„Nein danke, kein Bedarf“, sprach‘s und verschwand.

Zu Hause schmiss ich gleich die Dusche an, schnappte mir saubere Klamotten und machte mich zurecht. Nicht, dass ich es darauf anlegen würde, gut auszusehen, wen wollte ich schon beeindrucken …

In letzter Zeit fühlte ich mich oft einsam. Damit meine ich nicht, dass ich keinen oder weniger Kontakt zu meinen Freunden hatte. Das war es nicht. Eher sehnte ich mich nach einem Freund, nach einer Beziehung. Nur wusste ich beim besten Willen nicht, wie ich das ändern sollte. Es gab in unserer Stadt keinen Gayclub oder ein Gaycafe, wo also sollte ich auf „Gleichgesinnte“ treffen? Ich habe mal gelesen, dass viele es einfach spüren, ob das Gegenüber auch schwul ist, entweder gab es in meinem Umkreis nicht einen einzigen oder mein Gayradar war einfach kaputt.

Kurz nach zu spät kam ich bei Ella an, die Eltern ließen mich rein und ich stapfte die Treppen zum Partyraum hinunter. Je näher ich kam, desto lauter wurde die Musik und man hörte das Stimmengewirr der anderen. Die Stimmung schien schon recht ausgelassen zu sein.

Ich setzte mich an die Bar (ja es gab sogar eine richtige, professionelle Bar) und kippte mir schnell ein Cola-Bier runter.

Tino und Ben ließen sich neben mir nieder und tranken ihr Bier in einem Zug aus, was mich vermuten ließ, sie wollten sich möglichst schnell ins Koma saufen.

„Hey Theo, was los?“

Ben guckte mich an und legte den Kopf schief.

„Du guckst, als hättest du `ne Abfuhr gekriegt … Wie heißt denn die Gute?“

„Ach, kennste nicht.“

Wollt ihr sagen, dass ich lüge? Gut erkannt. Ich wusste ja selber nicht mal, was ich hatte. Also war es besser, so zu tun, als hätte Ben mit seiner Vermutung recht. Abgesehen davon waren seit meiner letzten Beziehung Monate vergangen und die anderen wurden schon langsam wieder so komisch und meinten ständig, ich sollte doch mal wieder tätig werden …

Wenn die wüssten …

„Theo, Theo, Theo. Es wird Zeit, dass du mal richtig Spaß hast. Du bist 18 Mensch und immer noch Jungfrau …“

Ja, Tino mochte auch immer gerne seinen Senf dazugeben.

„Halt die Klappe Tino, muss ja nicht jeder hören.“

Langsam aber sicher kam meine schlechte Laune richtig durch, ich wollte grade aufstehen, als Tino mich am Arm packte und mich mit sich zog.

Stehen blieben wir vor einem Mädchen, das ich noch nicht kannte. Tino stellte sie mir als Ellas Cousine Maggi vor, die übers Wochenende zu Besuch war.

„So mein lieber, die ist nur dieses Wochenende hier und eine Beziehung will sie auch nicht, das weiß ich. Mach was draus …“

Ich lief knallrot an und machte jeder Tomate eindeutig Konkurrenz …

Maggi schien ganz locker zu sein, sie zog mich zur Sitzecke und redete wie ein Wasserfall. Was genau bekam ich nicht mit, ich tauchte in die unendlichen Tiefen meiner Gedanken ein und nickte nur hin und wieder zustimmend. In der Hoffnung, dass es grade in dem Augenblick angebracht war.

Erst als es plötzlich still wurde, richtete meine Aufmerksamkeit sich dem Grund zu.

Erst konnte ich nichts sehen, aber als ich aufstand, sah ich, um was oder wen die anderen sich aufgestellt hatten. Fabian …

„Na kleiner, hattest du Sehnsucht nach uns?“

„Was will denn der hier?“

„Ella, hast du den eingeladen?“

„ICH-?“

Ella kam wild gestikulierend auf die anderen zu und man konnte ihr auch auf die Entfernung und die mäßigen Lichtverhältnisse hin ansehen, dass sie nicht sehr begeistert schien.

„Was willst du hier? Hä? In der Schule tust du so, als wärst du was Besseres und jetzt kommst du ungefragt in mein Haus?“

„Ella, ich hab ihn eingeladen … Ich dachte wir lernen ihn vielleicht außerhalb der Schule kennen, heute war wohl nicht so sein Tag …“

„Du enttäuschst mich Theo, aber gut, wenn er sich nicht benimmt, fliegt er raus. Letzte Chance.“

Mit den Worten drehte sie sich wieder um und auch die anderen schienen sich wieder der Party zu widmen und ließen Fabian einfach stehen.

Dieser wollte sich grade umdrehen und verschwinden, aber so haben wir nicht gewettet. Nachher war ich noch der Buhmann, weil er erst kommt und dann einen Abgang macht, ohne sich wenigstens mal bemüht zu haben. Ich habe immerhin auch einen Ruf.

„Ey … Magst du was trinken?“

Er schien mich gehört zu haben und wandte sich wieder in meine Richtung.

Stumm nickend folgte er mir zur Bar.

Nach meiner Getränkefrage holte ich ihm eine Cola und mir noch ein Cola-Bier. Grade als ich dachte, ich könnte ihm vielleicht doch noch das eine oder andere Wort entlocken, kam mir wieder jemand in die Quere …

„Nein wie süß, der Kleine trinkt Cola!“

Ella! Ja, man muss dazu sagen, wer bei Ella keinen Alkohol trinken will, der ist automatisch ein Loser. Also wenn man öfter hier war und mal einen Abend nichts trinken will, ist das ok, aber nicht öfter und das erste Mal scheinbar schon gar nicht.

Ich werfe Ella einen bösen Blick zu und wende mich wieder an Fabian. Der scheint meine Gesellschaft aber nicht mehr haben zu wollen. Wieso? Weil er bereits aufgestanden ist und sich Richtung Tür bewegt. Ich will grade hinterher, aber da hat mich Maggi schon wieder gepackt und zerrt mich zur Sitzecke zurück.

Ehe ich begreifen kann, habe ich ihre Zunge im Mund und knutsche mit ihr. Gefallen tut mir das nicht, aber ich weiß, dass ich meine Tarnung wieder ein wenig aufleben lassen muss. Offiziell bin ich nun mal hetero. Und wenn Fabian keine Lust hat zu bleiben, ist das sein Bier.

Mittlerweile waren Maggi und ich in Ellas Zimmer angekommen, sie wuselte an mir herum, als würde es kein Morgen geben. Wir lagen nebeneinander auf dem Bett und langsam bekam ich Angst. Ich konnte keinen Sex mit ihr haben, ich würde im Leben keinen hochkriegen … Angst macht sich unaufhörlich breit und wurde zu meinem einzigen Gedanken …

Nach ein paar Minuten merkte ich dann, dass Maggis Bewegungen langsamer wurden. Zuerst dachte ich nicht weiter darüber nach, bis sie auf einmal ganz still wurde. Ich sprach sie leise an, aber sie reagierte nicht. Ich kletterte vorsichtig über sie hinweg – sie schlief. Mein Gott. Ich muss ja ein Hengst im Bett sein, wenn sie dabei einfach einpennt.

Sekundenschnell überlegte ich, was ich tun sollte. Würde sie so aufwachen, würde sie sofort wissen, da war nichts, und ich würde dastehen wie der letzte Idiot. Pennt die einfach ein, das sieht nicht gut für mich aus.

Ich entscheid mich, ihr vorsichtig (und nicht ohne Ekel) die Bluse und den Rock auszuziehen, den Slip zog ich ihr nicht aus, das konnte ich dann doch nicht.

Die Kondompackung, die sie auf den Nachtisch gelegt hatte, öffnete ich und stopfte das Gummi in meine Hose. Die leere Packung legte ich auf den Tisch zurück.

Hoffentlich reichte es, um ihr glauben zu machen, da wäre was gelaufen.

Am nächsten Morgen stand ich pünktlich bei Fabian und Monika auf der Matte.

Nach dem Klingeln öffnete mir Monika freundlich, wie auch gestern schon, die Tür. Sie bot mir einen Kaffee an und meinte, Fabian würde noch schlafen, aber sollte er nicht gleich aufstehen, würde sie ihn wecken.

Wir saßen in der Küche, als Fabian in Boxershorts und T-Shirt aus seinem Zimmer kam. Er war so gar nicht begeistert mich zu sehen …

„Was willst du denn hier? Hattest du gestern nicht schon genug Spaß?“

Mit einem lauten Knall flog die Badezimmertür ins Schloss.

Monika und ich schauten uns verwirrt an.

„Ist gestern etwas passiert?“

„Nein, ja … also er kam rein und ein paar Leute haben ein paar blöde Bemerkungen losgelassen. Nichts Schlimmes oder so. Lag wohl nur daran, dass er in der Schule nicht sonderlich gesprächig war … Und dann ist er einfach wieder abgehauen …“

„Dann wüsste ich gerne, wo er war, er kam erst nach eins nach Hause …“

„Du Monika, lass es einfach, ich meine, sprich es einfach nicht an. Denke, er fühlt sich schon blöd genug deswegen. Ich versuche später mal mit ihm zu reden …“

Monika seufzte kurz, gab sich aber dann doch geschlagen. Nun musste ich nur schauen, dass ich ein paar Minuten mit Fabian alleine war UND er mich nicht gleich töten wollte. Wieso würde ich nicht verstehen wollen – aber seine Worte und sein Blick waren deutlich.

Hatte ich etwas falsch gemacht? Nein … ich habe mit ihm gesprochen und etwas getrunken. An seinem Verschwinden war ich nun wirklich nicht schuld.

Während Fabian noch im Bad verweilte, half ich Monika dabei, einige Kisten auszupacken. Dabei fiel mir ein eingerahmtes Bild auf, darauf zu sehen waren Monika, Fabian und zwei Personen, die ich nicht kannte. Die eine schien der Vater zu sein und die andere vielleicht sein Bruder? Ich schätze, dass das Bild noch nicht all zu alt war. Fabian und Monika hatten sich zumindest nicht verändert. Wahrscheinlich war es für Fabian nicht leicht, von seinem Bruder getrennt zu sein, auf dem Bild schien es, als würden sie sich sehr gut verstehen.

Ich hatte nicht bemerkt, dass Fabian mittlerweile aus dem Bad zu uns ins Wohnzimmer gekommen war und bereits hinter mir stand.

„Gibt das her“, schnauzte er mich an, vor Schreck hätte ich beinahe das Bild fallen gelassen. Ich reicht es ihm und konnte in seinen Augen einen leicht feuchten Schimmer erkennen. Schnell drehte er sich weg und stellte das Bild in den Schrank.

„Tut mir leid, ich wollte nicht so neugierig sein. Ich hab‘ nur gedacht, dass ihr auf dem Bild sehr glücklich zu sein scheint …“

Eigentlich hatte ich erwartet, dass Fabian jetzt auf mich losgehen würde, mich anbrüllen würde, aber nichts dergleichen geschah.

Er stand immer noch mit dem Rücken zu mir und zuckte mit den Schultern.

„Teilweise ja …“

Seine Stimme zitterte. Ich stand auf und ging zu ihm, auch wenn ich ihn nur im Profil sah, so konnte ich eindeutig die Tränen sehen, die ihm über die Wangen liefen.

Langsam und fast schon ängstlich legte ich ihm eine Hand auf die Schulter.

„Du vermisst deinen Bruder sehr, oder?“

Ruckartig drehte er sich um und ich sah in sein verzweifeltes Gesicht. Immer mehr Tränen liefen ihm die Wangen runter.

Plötzlich, ohne etwas zu sagen, schlang er seine Arme um mich und drückte sich mit seinem ganzen Körper an meinen. Ich spürte die Tränen, die durch mein Shirt sickerten und spürte wie sein Körper zitterte.

Ich drückte ihn weiter an mich und streichelte ihm sanft über den Rücken, keine Ahnung, wie lange wir dagestanden hatten, bis er sich langsam von mir löste.

Er blickte zu Boden und sein leises Schluchzen war das einzige, was man in diesem Augenblick hörte.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich ihn vermisse …“

„Aber ihr könnt euch doch besuchen … oder wohnen dein Vater und er sehr weit weg?“

Es schien nicht die richtige Frage gewesen zu sein, er stürzte aus dem Wohnzimmer und ich hörte nur, wie er seine Zimmertür hinter sich zuschmiss.

Verwirrt und nachdenklich blickte ich Richtung Tür.

In der Realität kam ich erst wieder an, als Monika im Türrahmen stand. Ihr Blick war schmerzverzerrt und ich hatte auf einmal das Bedürfnis, mich zu entschuldigen. Ich musste ja etwas falsch gemacht haben, so wie er davongelaufen war.

„Tut mir leid, ich … ich habe bestimmt alles falsch gemacht … Vielleicht sollte ich gehen.“

Ich traute mich nicht, Monika ins Gesicht zu schauen, aber scheinbar schien sie mir nicht böse zu sein, was ich ihrer Stimmlage und ihrer Antwort entnahm.

„Nein, bitte glaub mir. Du hast nichts falsch gemacht. Du konntest nicht wissen, was du da gesagt hast … Komm wir trinken einen Kaffee zusammen. Ich werde dir kurz erzählen, was passiert ist …“

Mit einem mulmigen Gefühl setzten wir uns und schlürften jeder in Gedanken versunken unseren Kaffee.

„Fabian scheint bisher noch nichts über seine Vergangenheit erzählt zu haben, oder?“

„Nein, bisher nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Bist du dir sicher, dass es ihm recht ist, wenn du mir etwas darüber erzählst? Nicht, dass er danach noch wütender auf mich ist …“

„Theo, seit dem sich die Ereignisse bei uns überschlagen haben, ist Fabian nicht mehr der Gleiche. Er redet nicht, kapselt sich ab und lässt niemanden – mich eingeschlossen – an sich ran. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Als er dich eben umarmt hat, war ich total überrascht. Er hat seit Monaten niemanden mehr so nah an sich rangelassen … Ich hoffe, dass du mir vielleicht helfen willst, ihn zu verstehen, dass du ihm einfach ein Freund bist …“

Ich musste schlucken, scheinbar gab es einiges, was ihn dazu brachte, sich so zu verhalten …

„Ja …also klar. Ich meine, ich wollte ihn von Anfang an mit in die Clique bringen. Ich würde ihm gerne ein Freund sein …“

Monika nickte, nahm einen großen Schluck von ihrem Kaffee und atmete tief ein.

„Vor sechs Monaten hat alles irgendwie angefangen. Mein Mann … Ex – Mann und ich haben uns viel gestritten. Es lief einfach nicht mehr zwischen uns. Die Kinder, Fabian und Hendrik, haben sehr darunter gelitten. Die beiden waren schon immer ein Herz und eine Seele, sie haben alles zusammen gemacht und waren sich immer die besten Freunde. Diese Zeit hat die Beiden noch mehr zusammengeschweißt. Sie haben sich gegenseitig den Halt gegeben, den wir ihnen nicht geben konnten, weil wir mit unserem Streit zu beschäftigt gewesen waren, um das zu merken.

Als eine Schulfete bevorstand, wollte mein Ex-Mann mit den beiden sprechen, ein Mann zu Mann Gespräch. Kennst du sicher …“

Bei den letzten Worten musste sie schmunzeln.

„Ich war in der Küche und habe wildes Gebrüll gehört, als ich mich auf dem Weg zum Wohnzimmer machen wollte, hörte ich schon die Haustür ins Schloss fallen. Mein Mann brüllte, sie sollten sich hier nie wieder blicken lassen … Ich bekam nicht aus ihm heraus, was passiert war, er schnappte sich das Auto und fuhr einfach weg. Stundenlang habe ich gewartet, aber keiner kam zurück. Weder die Kinder noch mein Mann. In diesem Augenblick bereute ich es, dass ich den Kindern immer ein Handy verwehrt hatte.“

Sie senkte den Kopf und begann zu schluchzen.

Ich wusste nicht, was ich jetzt sagen oder tun sollte. Vorsichtig legte ich ihr meine Hand auf den Arm und schaute sie einfach nur stumm an.

„Um 22 Uhr klingelte es an der Tür. Als ich die beiden Beamten sah, die vor mir standen, hatte ich so eine Angst vor dem, was sie mir sagen würden …

Sie mussten mir berichten, dass Fabian und Hendrik einen Unfall hatten, sie waren scheinbar bei Rot über die Ampel gelaufen und wurden von einem sehr schnell fahrenden Sportwagen erwischt …“

Wieder unterbrach sie und wischte sich mit zittrigen Händen die Tränen aus dem Gesicht … Auch ich war dermaßen angespannt, wütend und traurig, dass ich einfach nicht mehr wusste, was ich nun machen sollte.

Ich griff nach meinen Zigaretten und schaute Monika fragend an. Sie nickte stumm und zeigte auf das kleine Küchenfenster. Nachdem ich das Fenster geöffnet hatte, blieb ich stehen und zündete mir eine Zigarette an. Monika deutete mir an, mich wieder zu ihr zu setzen. Ich ließ mich wieder auf meinen Stuhl fallen und legte meine Schachtel auf den Tisch. Monika griff sich eine von meinen Zigaretten und schaute Minutenlang starr auf den provisorischen Aschenbecher auf dem Tisch.

„Als ich im Krankenhaus ankam, musste ich lange warten, bis endlich ein Arzt zu mir kam. Er erzählte, dass Fabian und Hendrik einen schweren Unfall hatten, Hendrik mussten sie stundenlang operieren und es war unsicher, ob er die Nacht überstehen würde. Er hatte schwere innere Verletzungen und eine Schädelfraktur. Fabian hatte mehr Glück, er musste auch operiert werden, aber der Arzt meinte, er hätte es geschafft. Seine Verletzungen waren nur halb so schlimm … Die nächsten Stunden saß ich abwechselnd bei beiden am Bett und betete dafür, dass sie es schaffen würden. Um 6:22 Uhr ist Hendrik gestorben …“

Ich schlang meine Arme um Monika, genauso wie zuvor bei Fabian. Wir hielten uns einfach nur fest und ließen unsere Gefühle zu. Es musste das Schlimmste sein, was man erleben konnte. Keiner sollte seine Kinder überleben müssen … Das hatte auch meine Mutter immer gesagt … jetzt verstand ich endlich, worauf sie hinaus wollte.

„Hendriks Tod war für uns alle schlimm, wobei ich im Nachhinein weiß, dass mein Mann uns nur etwas vorgespielt hatte. Seit diesem Tag hat Fabian mit uns kaum mehr ein Wort gesprochen, mein Mann hatte ihn sogar komplett ignoriert und keiner von beiden wollte mir bis heute verraten, worum es in dem Gespräch ging und warum die Beiden weggelaufen sind. Theo, würdest du zu ihm gehen und ihm ein wenig Gesellschaft leisten? Ich hole uns schnell etwas zu essen aus dem Imbiss um die Ecke.“

„Ja klar, ich … versuche es zumindest.“

Als ich vor seiner Tür stand, wurde mir mulmig. Ich klopfte ganz leise und wartete auf eine Antwort. Auch nach gefühlten 5 Minuten kam keine Antwort, ich öffnete langsam die Tür und blickte suchend durch den kleinen Spalt. Ich konnte ihn sofort sehen, er lag auf dem Bett und

hatte seinen Kopf im Kissen vergraben. Langsam trat ich an sein Bett und räusperte mich leise.

„Hey, darf ich …?“ Ich deutete auf das Bett, mir wohl bewusst, dass er meine Geste nicht erkennen konnte, da er immer noch den Kopf im Kissen vergraben hatte.

Nach einem kurzen Schniefen hob er kurz den Kopf und nickte. Seine Augen waren vom Weinen ganz rot und leicht geschwollen. Er wirkte so fertig, verständlicherweise, und ich hatte das Bedürfnis, ihn wieder in meine Arme zu schließen. Ich konnte es überhaupt nicht ertragen, ihn so zu sehen. Auch wenn wir bisher nicht wirklich ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hatten, so fühlte ich mich ihm dennoch sehr verbunden.

Ich ließ mich neben ihm aufs Bett fallen und schaute ihn unsicher an. Keiner von uns sagte ein Wort, erst als er wieder anfing zu weinen, wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich nahm ihn wieder in meine Arme und so lagen wir kurz darauf eng aneinander gekuschelt auf dem Bett. Als er sich wieder beruhigt hatte, schob er mich sanft von sich und richtete sich auf.

„Du musst das nicht machen …“

„Was muss ich nicht machen?“

„Na, hier sein …“

Ich musste unweigerlich kurz auflachen und er schaute mich mit großen, ängstlichen Augen an.

„Hey alles gut. Ich meine, ich will hier sein. Ich mag dich und auch wenn wir uns kaum kennen, kann ich es nicht ertragen, wenn du so … so traurig bist …“

Je mehr Worte ich sprach, desto leiser wurde meine Stimme.

„Auch wo ich so fies zu dir war?“ Er schien mir nicht so recht zu glauben, aber Hoffnung hatte er, das sah man in seinem Gesicht. Er wollte bestimmt Freunde haben, mit denen er zusammen sein konnte, bei denen er sich geborgen und verstanden fühlte. Wer wollte das nicht?

„Klar war ich sauer, dass du so abweisend warst, wir wollten ja nur nett sein, als du zu uns gekommen bist … Aber jetzt … jetzt verstehe ich dich, du hast echt viel mitmachen müssen, dann der Umzug, weg von allem was man kennt. Das muss dir nicht unangenehm sein, wahrscheinlich hätte ich auch nicht gleich jedem meine Freundschaft mit Freude angeboten.“

„Willst du denn mein Freund sein?“ Seine Stimme schien wieder zu zittern, wahrscheinlich fiel es ihm sehr schwer mich das zu fragen.

„Auf jeden Fall“, flüsterte ich und drückte ihn kurz.

Kurz darauf kam Monika mit dem Essen wieder, wir aßen schweigend zusammen und als wir fertig waren, wollte ich mich eigentlich auf den Heimweg machen. Als ich dies ausgesprochen hatte, schaute mich Fabian traurig an.

Ich beschloss ihn zu fragen, ob er nicht den morgigen Sonntag zu mir kommen wollte. Wir könnten vielleicht zusammen Hausaufgaben machen … Er nickte stumm und schaute auf seinen leeren Teller. Monika lächelte mir zu.

Den restlichen Samstag verbrachte ich mehr oder weniger damit, an Fabian und Monika zu denken. Sie taten mir so leid, ich wusste nicht, wie ich ihnen helfen konnte.

Fabian hatte an dem Tag echt eine große Wandlung durchgemacht. Wenn ich an sein Verhalten vorher dachte und dann ab dem Zeitpunkt im Wohnzimmer …

Hoffentlich würde er morgen kommen. Irgendwie vermisste ich ihn schon total.

In der Nacht hatte ich einen recht seltsamen Traum. Na ja, seltsam ist ein nicht ganz zutreffender Ausdruck. Ich hatte einen geilen Traum, ja einen erotischen Traum … von Fabian ….

Ich lag immer noch leicht keuchend in meinem Bett und war verwirrt … Hatte ich mich da etwa ein wenig in Fabian verguckt? Oder war das nur ein Traum der zufällig Fabians Gesicht hatte? Okay, ich wusste, was es war … ich fühlte mich zu ihm hingezogen, das hatte ich gestern schon gemerkt … aber das war so neu … ich hatte noch nie einen Freund und wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Wenn ich ihm meine Gefühle offen legen würde … dann gab es mehrere Möglichkeiten … er würde lachen und jedem erzählen, dass ich eine Schwuchtel sei … er würde mir sagen, dass er hetero sei und auf Grund meiner Gefühle keine Freundschaft haben könne. Oder er war hetero und wollte eine Freundschaft dennoch versuchen … Oder er war auch schwul, aber ich war nicht sein Typ … ja, oder er war auch zufällig schwul und würde mich auch wollen …

Aber die Chancen dafür, dass er nichts von mir wollte, war einfach größer…

Ich versuchte, den Gedanken beiseite zu schieben und beschloss, mich erst einmal unter die Dusche zu stellen. Das Sperma klebte immer noch in meinen Shorts und ich hatte keine große Lust, darauf zu warten, bis es zu trocknen anfing.

Die Dusche tat wahnsinnig gut, ich stand ewig einfach nur da und ließ mir das heiße Wasser über den Körper laufen. Ja, ich bin ein Warmduscher … Probleme damit?

Dann begab ich mich in die Küche, wo meine Eltern immer noch am Tisch saßen und Zeitung lasen.

„Guten Morgen Theodor“, kam es im Chor und ich hoffte man würde mir nicht ansehen, dass ich mit meinen Gedanken ganz woanders war. Nach einem kurzen „guten Morgen“ meinerseits schnappte ich mir meine Tasse und schlürfte in Gedanken meinen Kaffee.

„Seit wann trinkst du Kaffee, mein Sohn“, tönte mein Vater zu meiner Linken.

„Ähm … schon länger …“

„Ach mein Sohn, du bist langsam erwachsen … sag mal, hast du zurzeit eigentlich eine Freundin?“

Oh ja, genau DAS Thema wollte ich besprechen … herrlich.

„Nee, grad nicht“, murmelte ich leise in meine Tasse und hoffte, dass er das Gespräch damit auf sich beruhen ließ.

„Schade, aber bestimmt findest du bald eine. So langsam werden die Beziehungen ja auch ernsthafter in deinem Alter …“

Jetzt wollte ich mir das nicht weiter anhören, ich stand auf und verabschiedete mich mit den Worten, dass Fabian noch zum Lernen kommen wollte. Ein wenig Aufräumen müsste ich dafür noch …

Die Aussage schien ihnen zu reichen und ohne einen weiteren Kommentar ließen sie mich in mein Zimmer gehen.

Bis zum frühen Nachmittag verbrachte ich die meiste Zeit damit, mein Zimmer ein wenig (mehr) aufzuräumen und Musik zu hören. Jetzt sah es auf jeden Fall vorzeigbar aus, fand ich.

Die Angst, dass Fabian nicht kommen würde, stieg langsam in mir. Eine Uhrzeit hatten wir auch nicht abgemacht. Mist. Also konnte ich jetzt warten, bis er kam. Mehr nicht.

Mittags nahm ich mir mein Essen mit aufs Zimmer, ich hatte keine Lust auf meine Eltern und ähnliche Gespräche wie heute Morgen …

Irgendwann schlief ich auf meinem Bett wieder ein, erst als es an der Tür klopfte, schreckte ich aus meinem Schläfchen …

„Ja?“, brachte ich grade noch hervor.

„Oh hey, ähm … störe ich?“

Fabian schaute mich an und ich war mit einem Mal hellwach.

„Quatsch, nein, komm rein, setz dich. Bin nur noch mal eingepennt eben …“

Und während Fabian sich auf meinem Stuhl niederließ, fuhr ich mir schnell durch die Haare … Gott, wie ich wohl aussehen musste. Leider hatte ich die Angewohnheit, unruhig zu schlafen, und entsprechend sah ich meistens auch aus …

Ganz brav beschäftigten wir uns mit unseren Hausaufgaben und nach 1,5 Stunden waren wir damit auch soweit fertig.

Wir packten unsere Schulsachen wieder ein und beschlossen, ein wenig an meinem Computer zu zocken. Zwar hatte ich nur „Kinderspiele“ wie Tino immer zu sagen pflegte, aber ich fand die Sims nun mal super, damit konnte ich mich stundenlang beschäftigen.

Er schaute sich meine anderen Spiele an, entschied sich dann aber auch für die Sims und ehe wir es bemerkt hatten, wurde es draußen dunkel und meine Mutter kam ins Zimmer …

„Oh, hallo Fabian, du bist noch hier?“

„Shit, wie spät ist es?“

„Halb neun durch“, sagte meine Mutter und fügte im gleichen Atemzug hinzu, „mit dem Rad fährst du jetzt aber nicht mehr, zieh dich schnell an, ich bringe dich nach Hause …“

Fabian schnappte sich seinen Rucksack und wollte schon zur Tür gehen, da wusste ich es!

Er durfte nicht fahren, ich wollte nicht, dass er jetzt fuhr. Ich genoss seine Nähe, auch wenn diese nur rein freundschaftlich war – seinerseits.

„Mama, kann er nicht auch hier schlafen? Seine Schulsachen hat er ja schon dabei, dann gehen wir morgen zusammen zur Schule …“

Ein unsicherer Blick zu Fabian – ich war ja so frei, ihn nicht einmal zu fragen, ob er denn überhaupt hier schlafen wollte.

Fabian nickte kurz. Besonders begeistert sah das nun nicht grade aus, aber ein Nicken war ein Nicken – oder?

„Habt ihr nicht morgen Sport?“, unterbrach meine Mutter mit dem allerliebsten Blick nur und ich fühlte mich auf einmal ganz schlecht. Stimmt. Sport … mein Lieblingsfach …

„Dann müsstest du Fabian noch ein paar Sportsachen raussuchen, ich will nicht, dass er Ärger bekommt. Und du, mein Freundchen, wenn du morgen nicht beim Sport bist, dann setzt es was …“, sprach’s und verließ das Zimmer. Aus dem Flur hörte ich sie noch rufen, „Fabian, ich rufe deine Mutter an. Wenn ihr noch Hunger habt, Essen steht in der Küche.“

Ich traute mich nicht, Fabian anzuschauen, ich wusste nicht, ob er nur zugestimmt hatte, weil ihn damit überrumpelt hatte oder ob er es wirklich wollte.

Wahrscheinlich hasste er mich jetzt dafür … wäre kein Wunder.

Wie lange ich dastand und mich innerlich zum anderen Ende der Welt wünschte, keine Ahnung. Ich spürte plötzlich nur, dass Fabian neben mir stand und mir eine Hand auf die Schulter gelegt hatte.

Schnell zuckte ich mit den Schultern, ging in den Flur und murmelte etwas vor mich hin, was klang wie „lass uns was essen“.

Selbiges verlief recht schweigsam, ich starrte auf meinen Teller und stocherte lustlos herum. Fabian schien meine Stimmung zu bemerken und sprach mich darauf an.

„Hab ich was falsch gemacht?“, fragte er ganz leise und seine Augen spiegelten Angst und Verzweiflung wieder.

Toll gemacht Theo, jetzt ist er schlecht drauf, weil du so blöd bist. Ganz großes Kino.

Ohne meinen Blick auch nur einen Millimeter vom Teller zu heben antwortete ich ihm.

„Nee, liegt nicht an dir. Morgen ist Sport und ich …“

„Hm, ich hätte dich jetzt als sportlich eingeschätzt …“ Fabians Worte trafen es. Ja ich war sportlich und ich würde gerne am Unterricht teilnehmen. Aber leider gab es da noch einen Teil meines Körpers, der sich unter der Dusche bei dem Anblick von nassen, gleichgeschlechtlichen Körpern nicht gut im Zaum hatte …

Klar war es nur eine Frage der Zeit, bis mich alles einholen würde, aber musste das ausgerechnet jetzt sein? Ich hatte eine scheiß Angst. Wahrscheinlich würden sich dann alle lustig machen, inklusive Fabian und dann stände ich ganz alleine da …

Und grade weil Fabian bestimmt duschen ging, würde das Unvermeidliche passieren. Auch wenn ich es nicht drauf anlegen würde, ihn anzuschauen, alleine der Gedanke, dass er nicht weit von mir nackt unter der Dusche steht und sich das Duschgel auf seinem schönen Körper verteilt … dann wäre es zu spät.

Nicht Duschen gehen nach dem Sport konnte ich auch vergessen. Schließlich trafen wir uns oft danach im Cafe oder an dem anderen Tag, an dem wir Sport hatten, da hatten wir im Anschluss noch Unterricht. Da fiel nicht duschen unter die Kategorie „unmöglich“.

„… und was?“ Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich wieder in meine Gedankenwelt versunken war, und Fabian mich noch immer erwartungsvoll wegen einer Antwort anschaute …

„Ähm ja. Nichts, vergiss es einfach. Lass uns wieder hoch gehen …“ Mit den Worten stand ich auf und stellte meinen Teller artig in die Spüle.

Mir war schlecht, ich hatte Angst vor dem Sport, hasste mich für mein Schwulsein – damit hatte man nur Probleme.

Jetzt wäre ich doch lieber alleine, ohne Fabian. Dann könnte ich mich in Selbstmitleid suhlen und mich in den Schlaf weinen. Vielleicht bin ich eine Heulsuse, mag sein,- aber wenn ich doch sonst niemanden hatte, mit dem ich reden konnte, musste ich mir ein anderes Ventil suchen. Meistens bestand das daraus, dass ich mich schniefend in meinem Bett wiederfand …

Den weiteren Abend verbrachten wir mit fernsehen und was ich am besten fand OHNE Gespräche. Jetzt war ich nicht in der Stimmung, zu reden …

Gegen 22 Uhr begann Fabian zu gähnen, ich schlug ihm vor, sich schon mal umzuziehen, passende Schlafkleidung, bestehend aus einer Shorts und einem T-Shirt, hatte ich ihm schon rausgelegt. Er nickte und schlich langsam ins Badezimmer.

Gleich würde ich mich wahnsinnig zusammenreißen müssen. Ich hatte nämlich nur ein Bett. Zwar mit 1,40 Breite ein nicht ganz so kleines, aber na ja, ich würde eben doch direkt neben ihm liegen. Seinen Geruch einatmen, seine Wärme spüren … ihn ganz nah bei mir sehen … hoffentlich würde ich wenigstens nicht in Versuchung geraten, ihn zu berühren … Der Wunsch danach war riesig. Ich wollte ihn an mich ziehen und ihn nie wieder loslassen …

Als Fabian wieder zurückkam, verschwand ich schnellstmöglich im Badezimmer. Ich ließ mir unendlich viel Zeit, bis ich dann doch beschloss, dass ich nicht die ganze Nacht hier verbringen konnte.

Fabian lag schon im Bett und hatte sich die Decke bis zum Kinn hochgezogen. Schüchtern schaute er zu mir und mit einem Seufzen ließ ich mich neben ihm aufs Bett fallen und zog mir die Decke ebenfalls bis zum Kinn.

„Darf ich dich was fragen, Theo?“

„Hm?“

„Ich weiß nicht, was du hast, aber am besten sagst du es mir, ich kann es nicht leiden, wenn ich weiß, da ist was, aber keiner was sagt.“

Ich musste kurz auflachen … „Das sagt der Richtige.“

„Ja gut, ich war auch nicht besser, aber grade weil du weißt, wie das ist ….“

„Es ist nichts, okay? Ich bin müde, lass uns schlafen … Gute Nacht.“ Mit den Worten schloss ich die Augen und drehte mich ein wenig zur Seite. Lieber die blöde Wand anschauen, als ihm in die Augen … Jetzt hasste er mich bestimmt – ich hatte mal wieder alles verbockt.

Aber als meine Mutter mit dem Sport anfing, war meine ganze positive Energie wie von Geisterhand weggeflogen … dann sah ich in allem einfach nur noch Probleme.

Ich konnte nicht einschlafen, bei Fabian war ich mir sicher, dass er mindestens schon seit einer halben Stunde schlief. Aber dann vernahm ich ein leises Schluchzen … Fabian weinte?

Scheiße, und ich war schuld. Er durfte nicht weinen, ich konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen, bzw. zu hören.

Ich wartete einen Augenblick und hoffte, er würde wieder aufhören, aber das tat er nicht, dazu fing er noch an zu zittern. Was sollte ich jetzt nur tun?

Egal wie ich versuchte, mich gegen das Gefühl in mir zu wehren, ich scheiterte. Vorsichtig, um ihn nicht total zu erschrecken, drehte ich mich zu ihm und schlang meine Arme um seinen Körper. Zog ihn ganz nah zu mir und drücke ihn an mich. Ich konnte die Wärme spüren, die von ihm ausging, sein Geruch durchströmte meine Nase und ich kuschelte mich mit meinem Kopf an seine Schulter.

Fabian blieb währenddessen ganz still liegen, er bewegte sich keinen Millimeter, sein Zittern hatte in der Sekunde aufgehört, als ich ihn umarmte und das Schluchzen verstummte wenige Augenblicke später.

Kurz danach fielen mir dir Augen zu und wir schliefen eng aneinander gekuschelt ein.

„Oh Shit“, dachte ich, nachdem mein Gehirn kurze Zeit nach meinem Aufwachen seinen Dienst wieder angetreten hatte. Was ich fühlte war einerseits wunderschön. Fabian und ich lagen noch exakt so wie zuvor – eng aneinander gekuschelt. Er hielt meine Hand in seiner Hand … Hä? Okay, das war neu. Aber bestimmt nur ein Zufall … also besser nicht weiter darüber nachdenken … dabei fühlte es sich so gut an … seine zarten Hände in meinen zu spüren …

„Oh verdammt“, jetzt musste ich handeln. Nicht genug, dass ich nachts einen feuchten Traum gehabt zu haben schien, jetzt drückte meine Männlichkeit auch noch kraftvoll gegen Fabians Hintern. Und das war meiner Meinung nach keine reine Morgenlatte.

Wenn Fabian jetzt aufwachen würde … das wäre so peinlich. Dann würde er bestimmt gleich schreiend davonlaufen …

Vorsichtig löste ich die Umarmung zu Fabian und schlug die Decke an meiner Seite zurück. Ganz langsam krabbelte ich aus dem Bett und tapste im Dunkeln aus dem Zimmer.

Im Badezimmer angekommen schloss ich die Tür hinter mir zur Sicherheit zweimal ab.

Jetzt half nur noch eins … raus aus der klebrigen Unterhose, ab unter die Dusche … und?

Ja, natürlich musste ich mich um meine mittlerweile mächtig danach fordernde Erektion kümmern. Stöhnend lehnte ich mich an die Wand und ließ mir, während ich mich selber streichelte, das warme Wasser über den Körper laufen … Fabians Gesicht erschien vor meinen Augen, ich spürte seinen Atem an meinem Hals, seine Hände streichelten mich und ich … ich gab mich völlig diesen Illusionen hin.

Irgendetwas war anders, wenn ich mich sonst selbst befriedigte (was ich oft und gerne tat-einen Ausgleich hatte ich ja auch nicht), dann war die Erregung natürlich auch da, aber das jetzt … ich musste mich schon fast festhalten, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Als ich kam, konnte ich mich nicht zügeln, ich stöhnte immer wieder laut auf und hoffte nur, dass mich niemand hören würde.

Nachdem ich mich fertig geduscht hatte, schlüpfte ich schnell in meine Sachen und ging hinunter in die Küche, um für uns das Frühstück zu machen. Meine Mutter war heute schon früher zur Arbeit gefahren, deswegen hatte ich diese würdevolle Aufgabe alleine zu verrichten.

Ich kochte Kaffee und backte schnell ein paar Brötchen auf. Zusammen mit Marmelade und Butter, stellte ich alles auf ein Tablett und trug es in mein Zimmer.

Vorsichtig stellte ich das Tablett auf den Tisch und zog das Rollo hoch.

Ich dachte Fabian würde noch schlafen, aber stattdessen blickte er mich an. Sein Blick verriet mir, dass er schon länger wach gewesen war.

Langsam setzte ich mich auf die hintere Bettkante und fing mit dem an, was ich dringend loswerden musste, wenn ich vorhatte, Fabian als Freund zu behalten.

„Wegen gestern … ich war ein Idiot, es tut mir leid …“

„Ja, das warst du“, Fabians Stimme zitterte und sein Blick wich meinem aus.

„Du hättest mir sagen sollen, was du hast, ich kann doch nichts dafür …oder?“

Doch kannst du! DU alleine bist schuld … na ja, zumindest ein wenig an meinem Gefühlschaos … für den Rest konnte er natürlich nichts.

„Nein, nein … Es ist nur, ich kann es dir nicht sagen … aber bitte, denk nicht, dass du was dafür kannst … Vielleicht brauche ich noch Zeit, um es dir zu sagen …“

„Dann sind wir also noch Freunde?“ Fabians Stimme hatte einen erfreuten Ton angenommen und seine Augen blitzten.

„Klar doch“, sagte ich und hielt ihm meine Hand hin.

Beim Frühstück war alles wieder vergessen, wir quatschten und hätten beinahe vergessen, dass wir noch zur Schule mussten.

In der Schule wurden wir von den anderen gemustert, es behagte ihnen scheinbar immer noch nicht, dass ich versuchte Fabian ein wenig zu integrieren.

Kurz bevor wir zu unserer Clique kamen, wollte Fabian einen anderen Weg einschlagen. Aber ich hielt ihn zurück und schaute ihn an. „Hey, das wird schon“, flüsterte ich leise und wir stellten uns zu den anderen.

Der erste, der seine Stimme wiederfand, war Ben. „Morgen Theo, Morgen Fabian!“

Fabian schaute ein wenig verwundert drein über diese nette Geste, nickte aber freundlich in Bens Richtung.

„Hängt der jetzt immer mit dir rum?“

Tino machte also wieder keinerlei Anstalten freundlich gegenüber Fabian zu sein.

Bevor Fabian den Rückzug antreten konnte, gab ich Tino schnell Konter.

„Mann Tino, lass gut sein. Er hatte eben mal einen schlechten Tag. Kannst du nicht einfach versuchen, noch mal von vorne anzufangen?“

„Pah, Theo! Der passt nicht zu uns. Sieh das doch ein.“

„Und wieso nicht, nenn mir einen Grund!“ Wenn er schon ein Problem mit ihm hatte, dann wollte ich wenigstens wissen, wieso.

Aber statt einer Antwort, drehte Tino sich um und brummte nur etwas, das klang, als wollte er mich vor die Wahl stellen. Er oder Fabian!

SUPER, genau das wollte ich. Gott, konnte nicht einfach mal alles glatt laufen?

Ben versuchte die Stimmung zu retten und legte Fabian die Hand auf die Schulter.

„Hey Fabian, ich gebe zu, der Start war nicht grade gelungen aber ich denke, das bekommen wir hin. Hm? Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn wir uns anfreunden würden … Und wegen den anderen mach dir keine Gedanken, das wird schon und wir sind ja auch noch da.“

Fabian nickte und schien sich ein wenig zu entspannen, gemeinsam gingen wir Richtung Klassenzimmer und erst unterwegs fiel mir auf, dass ich noch gar nicht wegen der Party nachgefragt hatte

Hatte Maggi noch was über mich erzählt? Immerhin hatten wir keinen Sex gehabt … und ich hatte Angst, dass irgendjemand herausfinden könnte, dass ich schwul war …

Im Unterricht schrieb ich Ben einen Zettel.

Ich: Hey, wie war die Party denn noch?

Ben: Jo, wie immer halt.

Danke Ben, ich wollte jetzt eigentlich eine Antwort, auf die ich mehr schreiben kann als „aha“.

Ich: War schon scheiße von Tino, Fabian war ganz schön fertig. Und hat Maggi noch was gesagt?

Ben: Auf jeden. Keine Ahnung, was der derzeit für Probleme hat. Mit mir springt er neuerdings auch um, wie es ihm passt … aber ich sag dir, so nicht, das hab ich nicht nötig. Nö, also Maggi habe ich nicht mehr gesehen … wieso, war was?

Ich: Nee, schon ok. Dacht nur. Ja, schauen wir mal, was Tino noch macht. Vielleicht sollten wir beide mal mit ihm reden?

Ben: Denke die Chance sollten wir ihm geben. Frag ihn mal, ob er Lust hat, später was trinken zu gehen. Aber Fabian sollten wir dann nicht mitnehmen …

Ich: Klar. Gut ich frag ihn und sag dir dann bescheid.

Ben: Alles klar.

In den Pausen hielt Tino sich bewusst von uns fern. Wir, also nicht nur Ben, Fabian, Ella, Sarah (eine Freundin von Ella) und ich, rätselten, was Tino derzeit so für Probleme haben könnte. Er hatte sich schon zusehends verändert, aber so richtig fiel uns das jetzt erst auf. Unser schlechtes Gewissen meldete sich extrem, wieso war uns das nicht schon eher aufgefallen? War er uns böse, weil wir es nicht bemerkt hatten, dass es ihm schlecht ging? Wieso hatte er uns nie etwas anvertraut? Waren wir denn so miese Freunde?

Ich hielt Tino kurz zurück, als dieser in den Klassenraum gehen wollte. Später erzählte ich Ben, dass Tino zuerst kein Bedürfnis hatte mit uns was trinken zu gehen, erst als ich erwähnte, Fabian würde nicht mitkommen, war er einverstanden.

Da er am späten Nachmittag noch zum Training musste (er ging schon seit Jahren zum Judo), wollte er sich lieber bei mir oder Ben treffen. Wieso nicht bei ihm, sagte er nicht, was theoretisch besser und vor allem praktischer gewesen wäre, da Tino am nächsten zur Trainingshalle wohnte. Gut, da wir froh waren, dass er überhaupt wollte, waren wir einverstanden und fragten zunächst auch nicht nach dem Grund.

Meine Gebete wurden erhört, die Sportstunde fiel aus und wir konnten schon eher in unseren wohlverdienten Feierabend starten.

Allerdings würde ich beim nächsten Mal vermutlich nicht so viel Glück haben. Darüber wollte ich mir jetzt aber noch nicht den Kopf zerbrechen.

Am Nachmittag saßen wir also bei Ben im Zimmer und warteten auf Tino. Er wollte eigentlich um halb drei da sein. Mittlerweile war es nach drei und kein Tino in Sicht. Wir beschlossen, noch bis halb vier zu warten.

Kurz bevor ich mich auf den Weg nach Hause machen wollte, klingelte es. Ein ziemlich müder und leicht verstört aussehender Tino stand vor uns. Erst wollten wir ihn ein wenig zur Schnecke machen, uns so warten zu lassen. Tino kam normalerweise nie zu spät, er war immer zuverlässig gewesen. Deswegen einigten wir uns - ohne Worte. Außerdem sah er bemitleidenswert aus, da blieben große Worte aus. Vorerst.

Wir lotsten ihn in Bens Zimmer und Tino stand ein wenig unschlüssig in der Gegend rum. Ben und ich setzten uns wieder aufs Bett, so dass Tino sich aus platztechnischen Gründen auf dem Schreibtischstuhl niederlassen musste.

Auch nach fünf Minuten schien Tino seine Stimme nicht wiedergefunden zu haben, er starrte weiterhin stumm auf seine Hände und schien auf einen Gesprächsbeginn unsererseits zu warten.

„Tino“, begann ich das Gespräch, von dem wir uns so viel erhofften, „uns ist aufgefallen, dass du dich in der letzten Zeit sehr verändert hast. Du gehst uns aus dem Weg und wenn ich es mal so sagen darf, Freundlichkeit war bei dir auch schon mehr zu finden …“

Jetzt schien Tino wieder gedanklich in unseren Sphären zu schweben, zumindest hob er spontan seinen Blick und starrte uns an.

„Ich wüsste nicht, dass ich mich anders verhalte und wenn das alles ist, dann werde ich jetzt gehen. Für sowas habe ich keine Zeit.“

Mit den Worten stand er auf und ging zur Tür.

„Mensch Tino, was ist los? Wir wollen dir doch nichts Böses. Wir sind doch deine Freunde …“

Ben war aufgestanden und bis auf zwei Schritte zu Tino herangetreten.

„Pah, Freunde?“ Mit de
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