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Homophobe Sexualpädagogik an Österreichs Schulen

#TeenStarLeaks

iBoys Magazin ©Teenstar
Das österreichische Bildungsministerium verbannt nun endlich den christlichen Sexualkundeverein Teenstar aus Schulen. Homosexualität wurde als "Schicksal" dargestellt, Masturbation als schädlich verurteilt: Das österreichische Bildungsministerium hat dem christlichen Sexualkundeverein Teenstar verboten, weiter an Schulen zu unterrichten.
In Österreich ist ein Sexualkundeverein negativ aufgefallen. So soll der christliche Verein Teenstar Workshops und Kurse an Schulen angeboten haben, die für das Bildungsministerium in Wien nicht länger tragbar sind.

Aus diesem Grund hat das Ministerium den Verein vorerst aus den Schulen verbannt. "Eine Fortführung der Aktivitäten wird in der derzeitigen Form nicht möglich sein", erklärte das Bildungsministerium der österreichischen Nachrichtenagentur APA.


Homosexualität sei oft durch Therapie und Seelsorge heilbar, behauptet Teenstar


Masturbation wird in den Kursen als Problem bezeichnet. Woanders wird betont, wie sehr die „Hinführung des Verstehens, dass die Ehe der geeignetste Platz für Geschlechtsverkehr ist, ein wichtiges Ziel der Teenstar-Arbeit“ ist. Homosexualität wird in den Unterlagen als „Identitätsproblem“ bezeichnet. Eine Änderung der sexuellen Orientierung sei den vorliegenden Unterlagen zufolge  (iboys.at berichtete) möglich – „oft durch eine Kombination von Therapie, speziellen Selbsthilfegruppen und geschulter Seelsorge“, wie es im Einführungstext zum Thema Homosexualität heißt.

„Die Ansicht, dass Homosexualität eine Identitätsstörung sei, die geheilt werden könne, war schon in den 1990er Jahren veraltet“, schüttelt Paul Haller, Geschäftsführer der HOSI Salzburg, den Kopf. Die Ausbildungsunterlagen, zwei Ordner mit mehreren hundert Seiten aus dem Jänner 2017, wurden von einer Whistleblowerin der HOSI Salzburg zugespielt.

„Wir sind schockiert, wie offen in den Unterlagen homophobes Gedankengut verbreitet wird. Insbesondere die Hinweise auf Konversionstherapien machen uns große Sorgen. Es ist hinreichend bekannt, wie schädlich diese Schein-Therapien sind. Wer den Schutz von Kindern und Jugendlichen ernst nimmt, darf nicht die Schultüren für religiös-fundamentalistische Vereine wie Teenstar öffnen“, so Haller weiter.


In Einzelgesprächen sollen die Teenager intime Details verraten

Besonders bedenklich: In den Kursen führen die Kursleiter beratungsähnliche Einzelgespräche mit den zwölf- bis 14-jährigen Teenagern. Dabei stellen sie „zutiefst übergriffige Fragen“, so die HOSI Salzburg. Die Palette reicht dabei von „Wie hast du deine erste Blutung (deinen ersten Samenerguss) erlebt?“ bis zu Fragen zur eigenen Sexualität, Schwangerschaft und Sex vor der Ehe.

„Es ist äußert bedenklich, wie Teenstar unter dem Deckmantel einer scheinbar modernen und ganzheitlichen Sexualpädagogik sein christlich-fundamentalistisches Netz webt und über Kinder und Jugendliche auswirft“, ärgert sich Kathleen Schröder, Bildungsbeauftragte der HOSI Salzburg. Die Vorgehensweise des Vereins sei „durchwegs ideologisch geprägt, wirkt manipulativ und ist auch unter gesundheitspräventiven Gesichtspunkten abzulehnen.“

iBoys Magazin
Homo-Heiler geben auch an österreichischen Schulen Kurse
Auch in Österreich ist ein kirchennaher Verein in der Aufklärung von Jugendlichen aktiv, der Homosexualität als Verirrung ansieht, die geheilt werden kann: Teen ...


Bei Teenstar sieht man die Sache naturgemäß anders

Gegenüber dem Online-Portal Salzburg 24 relativierte Helga Sebernik, Religionslehrerin aus Niederösterreich und Leiterin von Teenstar Österreich, bereits im Juni die Vorwürfe. „Das sind sehr vereinfachte Darstellungen vom Verein Teenstar. Das entbehrt einer größeren Diskussion. Auf diese Ebene lasse ich mich nicht ein“, erklärt Sebernik leicht verschnupft. In einer Mail an den Falter betont Sebernik kurz vor der Veröffentlichung der Unterlagen, dass die Unterlagen nicht die aktuellen seien und laufend aktualisiert würden.

Dass Masturbation für Teenstar ein „Fehlschritt“ sei und Homosexualität eine Verirrung, bestritt Sebernik zumindest im Juni nicht. Es handle sich dabei aber lediglich um „Vereinfachungen und Rosinen, die man sich rauspickt. Es geht um viel mehr. Um die ganzheitliche Sicht des Menschen. Man kann Sexualerziehung nicht nur auf diese Punkte reduzieren“, versucht sie, die Kritikpunkte herunterzuspielen.

Der Verein ist auch in Deutschland aktiv, wie und wo genau wollte der Verein auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa aber nicht sagen.

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