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Homo-Heiler geben auch an österreichischen Schulen Kurse

Homosexualität sei eine "Verirrung"

iBoys Magazin ©Shutterstock
Auch in Österreich ist ein kirchennaher Verein in der Aufklärung von Jugendlichen aktiv, der Homosexualität als Verirrung ansieht, die geheilt werden kann: TeenSTAR, in 20 Ländern tätig und in Österreich seit den 1980er-Jahren aktiv. Jahrelang konnte der Verein praktisch ohne Widerspruch an Schulen arbeiten – doch damit scheint es jetzt vorbei.

TeenSTAR: Kirchennaher Verein veranstaltet Kurse an Volks- und Mittelschulen

Auf den ersten Blick ist TeenSTAR ein normaler Verein, der Multiplikatoren im Bereich der Sexualkunde ausbildet, darunter Eltern, Pädagogen und Ehepaare. 104 Kursleiter sind eigenen Angaben zufolge regelmäßig an 34 Schulen aktiv, die meisten davon sind in Nieder- und Oberösterreich.

Auch in Salzburg hat der Verein vor kurzem begonnen, aktiv zu werden. Dort wurden in diesem Jahr bereits Kurse an zwei Volksschulen und einer NMS abgehalten, so der Verein. Für Volksschüler gebe es ein auf Zehnjährige abgestimmtes Angebot.


Die Leiterin schwärmt vom „ganzheitlichen Programm“, ein Vater kritisiert die „streng katholische Lebenskunde“

Man biete ein ganzheitliches Programm, dem das christliche Menschenbild zugrunde liege, so Helga Sebernik, Religionslehrerin aus Niederösterreich und Leiterin von TeenSTAR Österreich. „Wir gehen von der Wertschätzung des eigenen Körpers aus, der ist bei allen gleich“, erklärt sie den Salzburger Nachrichten. Die 11- bis 18-Jährigen würden über einen längeren Zeitraum unter Einbeziehung der Eltern begleitet.

Doch hinter der offenen Fassade verbirgt sich „eine streng katholische Lebenskunde, die an öffentlichen Schulen kostenpflichtig angeboten wird“, wie ein Vater, der an einem Infoabend an einer Salzburger Volksschule teilgenommen hat, den SN erzählt. Er hat angekündigt, sich beim Landesschulrat zu beschweren.


Masturbation ist ein „Fehlschritt“, Homosexualität eine „Verirrung“ die verändert werden kann

TeenSTAR sieht Masturbation beispielsweise als „Fehlschritt auf dem Weg zu einer hingebenden, empfangenden Sexualität“. Anstatt der Pille legt der Verein in seinen Kursen eine (eheliche) „natürliche Familienplanung“ ohne Pille oder Kondom nahe. Homosexualität sei ein Identitätsproblem und eine „Verirrung“.

Schwule unternähmen den vergeblichen Versuch, einen Mangel zu kompensieren, wird dort gelehrt. Die sexuelle Orientierung sei durch eine Kombination aus Therapie, Selbsthilfegruppen und Seelsorge veränderbar, ist man bei TeenSTAR überzeugt.


Der Weltärztebund warnt vor solchen „Therapien“: Sie sind schädlich

Diese Einstellung ist gefährlich: Denn solche „Therapien“ zur Heilung von Homosexualität können bei den Betroffenen zu schweren Depressionen, bis hin zum Selbstmord führen. Das betrifft besonders Jugendliche, die noch auf der Suche nach ihrer eigenen Identität sind.

Der Weltärztebund verabschiedete im Jahr 2013 eine Stellungnahme, dass solche Behandlungen, die die sexuelle Orientierung mutwillig verändern wollen, „die Menschenrechte verletzen und nicht zu rechtfertigen“ seien. Einige Länder wie Malta haben sie deshalb verboten und unter Strafe gestellt. Deshalb erhöhen LGBT-Aktivisten nun den Druck in der Causa TeenSTAR.

„Diese Botschaften sind nicht nur falsch sowie schädlich für das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen, sondern stehen auch ganz klar im Widerspruch zum Grundsatzerlass Sexualpädagogik, der die rechtliche Grundlage für Sexualerziehung an Schulen darstellt“, erklärt HOSI-Salzburg-Geschäftsführer Paul Haller.


Nun muss das Bildungsministerium Antworten liefern, fordern HOSI Salzburg und SPÖ

„Spätestens jetzt, da religiös-fundamentalistische Organisationen meinen, Jugendlichen ‚kein Sex vor der Ehe‘ und ‚Homosexualität gelte als Verirrung‘ vermitteln zu können, ist ein ganz klares Einschreiten der Verantwortlichen gefordert und eine glaubhafte Auseinandersetzung damit, wie sexuelle Bildung zukünftig aussehen soll“, fordert Kathleen Schröder, Projektleitung der Bildungsinitiativen der HOSI Salzburg.

In einer parlamentarischen Anfrage will Mario Lindner, Gleichbehandlungssprecher der SPÖ, deshalb von Bildungsminister Heinz Faßmann unter anderem wissen, ob es offizielle Kooperationen mit dem Verein gab und was man am Minoritenplatz über TeenSTAR weiß. Auch möchte die SPÖ wissen, ob der Verein in den letzten Jahren öffentliche Förderungen bekommen hat.


Wenn TeenSTAR öffentliche Gelder bekommen würde, wäre das ein Skandal

Sollten sich die Berichte über TeenSTAR als wahr erweisen, „erwarten wir von Minister Faßmann schnellstmöglich konkrete Handlungen. Das zuständige Ministerium darf nicht tatenlos zusehen, wenn in Schulen Inhalte unterrichtet werden, die nicht nur rückständig, sondern vor allem fahrlässig gegenüber einer selbstbewussten, reflektierten Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sind“, so Lindner, der auch Vorsitzender der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation SoHo ist.

Die HOSI Salzburg, die die die Aktivitäten des Vereins TeenSTAR seit Längerem verfolgt, unterstützt die parlamentarische Anfrage: „Wir wissen, dass der Verein TeenSTAR über die katholische Kirche finanziert wird, möglicherweise bekommt er aber auch staatliche Förderungen. Das wäre ein Skandal. Der weit größere Skandal ist allerdings, dass dieser Verein noch immer tätig sein darf und Kindern erzählt, dass Homosexualität eine Krankheit und heilbar sei“, ergänzt HOSI-Salzburg-Obmann Josef Lindner.
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Kommentare (1)
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