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Diese verdammte Ohrwurmmaschine

Neues Album von Cro

iBoys Magazin ©Helmut Fricke
Mit seinem Gespür für eingängigen Pop wollte sich Cro in „Melodie“ nicht begnügen. Doch der taffe Rap geht in die Hose. Aus dem Kopf bekommt man das neue Album trotzdem nicht.

Cro, der Rapper mit der Pandamaske, ist ein Phänomen. Ohne es zu wollen, prägte er mit seiner Musik und seinem Look eine ganze Generation. Er hat Musikgeschichte geschrieben und Deutschrap verändert, wohlgemerkt alles Independent und ohne ein Major-Label im Rücken.

Die Erwartungen an das neue Album von Cro waren hoch. Mit dem Vorgänger "Roap" hatte der Mann mit der Panda-Maske eine Mischung aus Rap und Pop etabliert, die sowohl junge Mädchen wie auch feiernde Männer hörten. Das neue Album versucht nun keine neue Musikrichtung zu erfinden, sondern orientiert sich an alten Rap-Klassikern.

Fast schon ein Diss

Es ist daher etwas überraschend, dass Cro mit seinem jetzt erschienenen zweiten Album „Melodie“ nicht völlig nahtlos an das Erfolgsrezept seines Erstlingswerks anknüpft. Der Sound der neuen Platte klingt eindeutig bombastischer und ist stärker am amerikanischen Hip-Hop der 1990er und 2000er Jahre orientiert. Insbesondere die ersten Songs warten mit fetten Synthiebeats, Posaunen- und Geigenklängen auf. Passend dazu sind auch die Liedtexte etwas mehr auf Krawall gebürstet. „Sag mir, was kann ich dafür, dass sie deinen Scheiß nicht fühlen, also piss mich bitte nie wieder an, aight?“, rappt Cro im Intro „I can feel it“. Zeilen wie diese muten fast schon wie ein Diss an, also eine für Hip Hop typische Kampfansage an die Rapperkollegen.

Wie zum Beweis, dass er nicht nur ein Popstar, sondern auch ein ernst zu nehmender Rapper ist, zitiert Cro auf „Melodie“ gleich eine ganze Reihe genreüblicher Topoi. Vom Kiffen und Saufen ist die Rede, die Freunde werden als „Atzen“ und „Dogs“ tituliert. Und in „Cop Love“ geht es – wenn auch romantisch angehaucht – um den Sex mit einer Polizistin. Wobei dieser offensichtlich ironisch gemeinte Ansatz einer Gangster-Attidüde leider mit dem inflationären Gebrauch von Anglizismen einhergeht. Geschätzt jedes dritte Wort auf dem Album ist ein englisches, was die Texte insgesamt furchtbar plump erscheinen lässt. Von der lyrischen Sprachvirtuosität seiner Vorbilder Max Herre und Samy Deluxe ist Cro Lichtjahre entfernt.

Neues Album bisher nicht als Stream auf Spotify verfügbar

Cro hat ein entspanntes Verhältnis zum Internet. Schließlich verdankt er seine rasante Karriere nicht zuletzt seinen Mixtapes, die er online verschenkte und sich so eine riesige Fangemeinde eroberte. Trotzdem gibt es sein neues Album "Melodie" derzeit nicht bei den Streaming-Diensten. Noch nicht.

Ansonsten sind die inhaltlichen Schwerpunkte auf „Melodie“ dieselben geblieben, Cro pflegt sein Image als netter Junge von Nebenan, der nie erwachsen werden möchte. In dieser Rolle gelingen ihm dann wieder locker leichte Popsongs wie „Hey Girl“, in denen sich alles um die Liebe zu einem Mädchen dreht. Oder Lieder wie „Jetzt“, in denen er das jugendlich sorgenfreie Leben im Hier und Jetzt feiert. Erfolgreiche Musik macht Cro eben doch als Popsänger und nicht als Rapper.

Die vorab veröffentlichte Singleauskopplung „Traum“ steht bereits seit drei Wochen an der Spitze der deutschen Charts und wird sicherlich einer der großen Sommerhits 2014 werden. Zu einem eingängigen Offbeat mit Saxofon-Melodie singt Cro hier über seine Sehnsucht nach einer imaginären Traumfrau. Das ist zwar völlig belanglos, aber ein Ohrwurm ist der Song eben trotzdem.

Cro - Traum

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©red/patrick/faz
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