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Die Sache mit Peter

Missbraucht, von der ersten Liebe

iBoys Magazin ©Books on Demand
Ein Junge, dreizehn Jahre alt, entdeckt seine Sexualität und fühlt sich damit ganz allein, denn es gibt einfach niemand dem er sich anvertrauen kann. Er fühlt sich einsam, ist verwirrt, sein Leben, vor allem seine Familie, verändert sich (nicht immer zum Guten), er fühlt sich von den Erwachsenen ausgeschlossen und hat auch in der Schule keinen hohen Beliebtheitsgrad. Es verwundert nicht, dass er sofort darauf anspringt, als ihm endlich jemand Beachtung schenkt.

Coming Out – oder lieber doch nicht? Eine schwule Kindheit

Seit meinem sechsten Lebensjahr weiß ich, dass ich schwul bin. Auch wenn ich damals noch nicht einmal das Wort, geschweige denn seine Bedeutung kannte, verknallte ich mich in Mitschüler, Lehrer, Boygroup-Sänger, Fußballer… Schnell lernte ich, dass meine Gefühle nicht der Norm entsprachen. Ich behielt sie daher lieber für mich, aber ich störte mich nicht an ihnen, im Gegenteil, ich genoss es, ein Geheimnis zu haben, das mich, so glaubte ich, von allen Menschen auf der Welt unterschied, einzigartig machte. Schwulsein war für mich im Grundschulalter so ein bisschen wie Zauberkräfte oder Gedanken lesen: Ich konnte etwas, das kein anderer Junge konnte, nämlich mich in Jungs und Männer verlieben. Und welche Magie ist größer als die der Liebe?

Dann kam die Pubertät. Und fast gleichzeitig zog das Internet in unser Reihenhaus und damit in mein Leben ein. Mit zwölf verstand ich langsam, dass ich doch nicht so einzigartig war, wie ich immer gedacht hatte. Dass es da draußen zwar eine Menge Jungs und Männer gab, die meine Vorlieben teilten, ja sogar auslebten. Aber auch, dass ein großer Teil der Menschheit und fast mein gesamtes Umfeld Homosexualität für abartig, unnatürlich und pervers hielt.

Auf einschlägigen, für mein Alter natürlich streng verbotenen Gay-Seiten lernte ich alles über Anilingus und Curising – doch mit dem Begriff Coming Out konnte ich nicht viel anfangen. „Du bist nicht allein“, versprachen eher altersgerechte Online-Ratgeber freimütig und versuchten, Jungs wie mir die Vorteile eines Outings nahe zu bringen. Aber das erschien mir gelogen. Schwuchtel war auf dem Schulhof das schlimmste Schimpfwort, mein Vater riss gerne mal Schwulenwitze und meine durch und durch prüde Mutter echauffierte sich sogar über die heterosexuellen Abenteuer meiner beinahe volljährigen Schwester.

Unmöglich konnte ich auf Verständnis hoffen. Und, fast noch schlimmer: Ich war mir sicher, dass ich selbst unter denen, die meine Neigung teilten, niemals einen Freund finden würde, mit dem ich mein erstes Mal haben könnte. Wer wollte schon mit einem unreifen, verklemmten und sich selbst verleugnendem Jungen wie ich es war zusammen sein?

Doch dann, kurz vor meinem 14. Geburtstag, traf ich Peter. Meine Unschuld war verloren. Outing war keine Option mehr. Ab diesem Moment ging es nur noch darum, ein Geheimnis zu bewahren. Über fünfzehn Jahre habe ich das nun getan. Jetzt breche ich mein Schweigen. Ich lebe heute offen schwul, doch wenn man so will, ist erst dieses Buch mein wahres Comingout.



„Boylove“ oder der Mythos vom „guten Pädo“

Es ist heute noch so und es war auch zu meiner Jugend, in jenen frühen Tagen des Internets, kaum anders: Wenn man als Kind oder Teenager beginnt, das Netz für sich zu entdecken, immer auf der Suche danach, die so alterstypische Neugierde zu befriedigen, und wenn man dabei den Fehler macht, sein wahres Alter preiszugeben – dann dauert es nicht lang, bis man mehr oder weniger eindeutige Angebote von Pädophilen bekommt, sogenannten Boylovern (bzw. Girllovern).

Manche dieser Männer schmeichelten mir mit großer Empathie, aufrichtigem Interesse, intelligenten Komplimenten – andere waren plump, ordinär, machten mir Angst, widerten mich an, versuchten mich zu täuschen, zu benutzen. Dass auch beides beinahe gleichzeitig geschehen konnte, das lernte ich leider erst, als es zu spät war…

Zunächst aber führte ich mich auf wie eine Lolita und genoss unverhohlen die Aufmerksamkeit dieser Männer, die sich ganz ihren als „Knabenliebe“ getarnten Trieben hingaben. Auch dann, als mir diese Aufmerksamkeit erstmals bewusst außerhalb der virtuellen Welt zuteil kam: In Gestalt von Peters scheuen, aber eindeutig bewundernden Blicken – dem Beginn unserer zunächst noch so harmlosen Beziehung.

Peter machte keinen Hehl daraus, dass er auf mich, dass er auf Jungs stand. Aber er war doch ganz anders als die Pädosexuellen im Internet. Nicht ich war ihm, sondern er mir ins Netz gegangen. Er war gar nicht auf der Jagd gewesen, als wir uns kennen lernten. Ich hatte ihn mir geangelt, lief – angezogen nur von seinen verräterischen Blicken – immer wieder scheinbar zufällig an seinem Haus vorbei, sprach ihn irgendwann sogar an, buhlte schon bald um seine Gunst und Nähe.

Und dennoch war am Ende er es, der mich verführte (manche würden sagen: vergewaltigte), und nicht umgekehrt. Ich war die Versuchung, der er nicht widerstehen konnte. Seine Absichten mögen die besten gewesen sein. Seine Taten waren es nicht. Heute glaube ich, ein „guter“ Pädophiler ist nur derjenige, der versucht, keiner zu sein, obwohl genau das in Zeiten ständig neuer Enthüllungen von Missbrauchs-Skandalen und Kinderporno-Ringen unmöglich scheint. Und dennoch: Wir sollten Menschen niemals für das verurteilen, was sie fühlen, wünschen oder denken. Sondern nur für das, was sie tun.

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Kommentare (4)
  • sehr cooles buch, muss ich mir besorgen. grad wie es spannend wird ist die leseprobe aus hahh

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  • Weiß jemand zufällig wie das mit der Kindle Edition funktioniert? Braucht man da so einen E-Book Reader oder geht das mit dem PC auch?

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  • Interessant...die beschreibung hätte länger sein können😂😂😏

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  • Sehr gut geschriebenes Buch, es wird die Lebensgeschichte des Autors lange erzählt und die Erfahrungen mit Peter, es gibt auch ein Happy End.

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